Dienstag, 23. Juli 2013

Urlaub in Südtirol und Innsbruck

In den letzten beiden Wochen verbrachten Jutta und ich 10 Tage in Südtirol und 2 Tage in Innsbruck.

Wir suchten uns ein Hotel an der Südtiroler Weinstraße aus, mit dem Hintergedanken, jeden Abend einen anderen Heurigen zu besuchen. Buschenschanken und Hofschanken gibt es zwar auch in Südtirol, allerdings wesentlich weniger als bei uns; und außerdem haben die meisten nur von etwa Mitte September bis Mitte November geöffnet.

Aber das war nicht die einzige Überraschung, die wir erlebten!






Sonntag, 7.7.2013: Fahrt nach St. Michael (Eppan)

Es war eine gute Entscheidung, nicht am Samstag, sondern am Sonntag zu fahren; so entkamen wir der großen Reisewelle dieses Wochenendes. Die Route führte uns über Klagenfurt, Villach und Lienz; von da auf der Felbertauernstraße bis fast nach Matrei, durch das Defreggental bis zum Stallersattel und somit zur Grenze nach Italien.
Wobei wir am Stallersattel enormes Glück hatten, denn auf italienischer Seite ist die Passstraße nur einspurig und der Verkehr wird wechselseitig einmal in die eine, dann wieder in die andere Richtung geführt. Wir wussten das nicht, kamen aber trotzdem gerade zur rechten Zeit dort an, ansonsten hätten wir 45 Minuten warten müssen.
Die Straße vom Stallersattel mündet bei Bruneck ins Pustertal, in dem wir bis Brixen blieben. Anschließend fuhren wir im Eisack-Tal entlang bis Bozen und dann nur noch wenige Kilometer bis St. Michael an der Weinstraße (Ortsteil der Gemeinde Eppan).

Im Hotel empfing uns ein Lehrmädchen, das per Telefon den Chef in die Rezeption mit den Worten holte: "Hallo Roman, do sein zwoa Gäsch kchemmen". Spätestens jetzt wussten wir: wir sind in Tirol!

Roman brachte uns also zu unserem Zimmer im Hotel "Ansitz Angerburg Blumenhotel". In diesem Namen steckt eine Menge Information:

  • Ansitz: würde man bei uns wahrscheinlich als "Landgut" oder "Gutshof" bezeichnen; es ist nicht gerade ein Schloss, aber weit mehr als nur ein einfacher Bauernhof
  • Angerburg: der Name des Ansitzes, der seit etlichen Jahren als Hotel verwendet wird
  • Blumenhotel: rund um das Haus gibt es einen riesigen Garten mit Obst und Gemüse und eben Blumen, der auch den Gästen zur Verfügung steht. Das Gemüse für das Abendessen wird direkt aus diesem Garten geholt: frischer geht's nun wirklich nicht mehr! Ja, und ein Pool samt Liegefläche hat auch noch Platz!
Ein sehr gemütliches und ansprechendes Ambiente also!

Das ursprüngliche Haus des Ansitzes

Dieser Trakt wurde später dazu gebaut und dient als Hotel. Unser Zimmer hatte Blick in diesen  Teil des Gartens.

Bei Bedarf wird der Salat ganz frisch geholt


Montag, 8.7.2013: Wanderung in der Umgebung


Montag wollten wir einmal die Gegend ein wenig erkunden, und das gelingt immer noch am besten zu Fuß.

Apfelbäume bis zum Horizont. Lt. einer Broschüre der Provinz Alto Adige kommt jeder zehnte Apfel der EU aus Südtirol. Im Hintergrund auf dem Hügel die Gleifkirche.

Wo kein Apfelbaum steht, ist sicher ein Weinstock gepflanzt. Die Beregnung sprüht das Wasser von unten nach oben.

Am Montag ist Schloss Moos leider geschlossen. Wir kamen am Dienstag noch einmal her.

Nach einem anstrengenden Auf und Ab rund um die Burg Boymont waren wir froh, dass das Hotel einen Pool hatte!



Dienstag, 9.7.2013: Schloss Moos, St. Pauls, Kaltern, Mendelpass


Erste Station war Schloss Moos, nachdem uns am Vortag die Fotos am Tor neugierig gemacht hatten. Wir hatten eine sehr kompetente und persönliche Führung durch das Haus, das vor allem durch seine Fresken vom  Katzen- und Mäusekrieg, von seiner Baugeschichte und von seiner Einrichtung her sehr interessant war.
Da kämpfen herrschaftliche Katzen gegen untertänige Mäuse; und obwohl die Zeichnungen sich in einem Schloss befinden, gewinnen letztlich die Mäuse - ziemlich revolutionär! Auf einem anderen Fresko pflücken Frauen von einem Phallusbaum und tragen ihre Beute fröhlich nach Hause. Ebenfalls sehenswert sind die originalen Möbel und Werkzeuge aus früheren Zeiten.

Schloss Moos von außen. Die linke untere Ecke mit dem Rundfenster war der ursprüngliche Turm, um den dann das restliche Haus herum gebaut wurde.

Wie bei heutigen Eingangstüren ermöglicht auch hier ein Spion einen Blick in das Vorzimmer. Die Öffnung  ist normalerweise mit einem Holzdeckel verschlossen.

Der Ausguss unter dem Küchenfenster für diverse Flüssigkeiten aus der Küche führt direkt und ungehindert auf die Straße!

Nach der Führung machten wir noch einen kurzen Abstecher nach St. Pauls [sic!], wie St. Michael eine Teilgemeinde von Eppan.

St. Pauls liegt ebenfalls an der Weinstraße...


Nach St. Pauls fuhren wir nach Kaltern, dem Weinort, der nach Tramin bei uns wahrscheinlich am bekanntesten ist. Nach einem Rundgang durch den Ort während der ärgsten Nachmittagshitze beschlossen wir, im Kalterer See schwimmen zu gehen.

Kirche mit frei stehendem Turm

In Südtirol sind noch viele alte Gewölbe und Lauben erhalten - so auch in Kaltern.

Kaltern an der Weinstraße. Im Hintergrund der Mendelkamm.

Das Wetter wurde am späteren Nachmittag gewittrig, daher beschlossen wir, den See zu verlassen, aber bis zum Abend noch irgendwas zu unternehmen. Unsere Entscheidung war richtig und rechtzeitig, denn bereits während der Fahrt auf den Mendelpass begann es teil heftig zu regnen! Oben angekommen fuhren wir noch weiter Richtung Penegal bis zu einem Aussichtspunkt, blieben dort aber nur kurz, weil das Gewitter näher kam und es oben schon ziemlich kühl war.

Blick vom Penegal auf Kaltern; im Hintergrund der Kalterer See.



Mittwoch, 10.7.2013: Meran, St. Leonhard


Diesmal war eine gemütliche Stadtbesichtigung in Meran angesagt - glaubten wir zumindest. Wir hatten allerdings nicht mit dem steilen Hügel am Rande der Stadt gerechnet, auf dem der Tappeinerweg verläuft; also die nächste Überraschung.

Meran ist auch heute noch Kur- und Thermenstadt. Das Kurhaus von damals und der neue Thermenkomplex liegen an beiden Ufern der Passer genau gegenüber. Etliche Promenaden entlang des Flusses in diversen Höhen sind angelegt, um den Kurgästen genug Gelegenheit für Spaziergänge zu geben.

Die Burg zu Meran...

... mit einem echten Lumpentürl für nächtliche Spätheimkehrer

Wahrscheinlich das wichtigste Amt in Südtirol. Wegweiser und Straßenschilder sind konsequent zweisprachig ausgeführt.

Das berühmte Meraner Kurhaus

Der steile Anstieg zum Tappeinerweg wird mit einem schönen Panorama über Meran belohnt

Blick auf Meran mit dem Turm von St. Nikolaus vom Tappeinerweg aus.

In der Laubengasse

Wenn man die Straße im Passeiertal der Passer entlang fährt, kommt man kurz vor St. Leonhard beim Geburtshaus von Andreas Hofer (dem historischen) vorbei. Damals wie heute ist das Haus als Gastwirtschaft  (der Sandwirt) in Betrieb und als Lokal sehr empfehlenswert.



Gleich links davon anschließend befindet sich ein Museum, das dem berühmten Tiroler gewidmet ist. Die Ausstellung ist keineswegs hurrapatriotisch gestaltet, sondern seine Person, Heldentum an sich, seine Zeit, die politische Situation in Europa generell und in Österreich speziell, und vor allem seine Umgebung werden von allen möglichen Seiten betrachtet. So kommen die widersprüchlichen Signale aus Wien (Erzherzog Johann bzw. der Kaiser) ebenso zur Sprache wie seine tiefe Religiosität, sein Widerstand gegen Neuerungen (Pockenimpfung), natürlich seine militärischen Erfolge und Mißerfolge und vor allem seine engstirnigen Einflüsterer, die ihn noch einmal zur Schlacht trieben, obwohl die Sache längst verloren war. Pater Haspinger würde man heute wahrscheinlich als katholischen Taliban bezeichnen. Diese Situation hat A.H. letztlich falsch eingeschätzt und das Ende kam, wie es kommen musste. Napoleon hat höchstselbst das Urteil bestätigt, er wollte ein Exempel statuieren und somit ein eindeutiges Signal an andere Aufständische senden.

Im überdachten Teil des Museums ist Fotografieren leider nicht möglich; es gibt aber noch einen Außenbereich mit originalen Gebäuden und Inventar, von dem ich ein paar Bilder anbieten kann:

Eine Wohn- und Arbeitshütte

Die Welle der Mühle ist auf einem Stein gelagert

für Groß und Klein

Sein Urgroßvater Caspar errichtete diese Kapelle 1689 nach einer Pilgerfahrt nach Jerusalem

Mit diesen beiden Stationen (Meran und St. Leonhard) war der Tag auch schon ausgefüllt; blieb nur noch die Heimfahrt nach Eppan.

Dort gibt es jeden Mittwoch den "langen Abend" mit offenen Geschäften, Würstelbuden, Hendlbratern, Musik und Weinkost. Nachdem das für uns der einzige Mittwoch in Eppan war, mussten wir natürlich hin.






Donnerstag, 11.7.2013: Seiser Alm, Kastelruth


Diese Woche war echt heißes Wetter in Südtirol. Wir suchten daher einen Ort, an dem es etwas kühler sein würde. Nachdem die Seiser Alm ohnedies auf unserem Programm stand, fuhren wir also dorthin in der Hoffnung, dass es dort oben kühler sein würde - die Alm liegt immerhin auf 1700m und darüber. Am Vormittag hat unsere Einschätzung noch gepasst, aber am späteren Nachmittag hatte es dort oben genauso seine 30 Grad - die nächste Überraschung!

Wir fuhren mit dem Auto bis zur Talstation der Seilbahn in Seis und dann eben mit der Gondel nach oben zum Compatsch. Wir entschieden uns für eine Wanderrunde über Engelrast, Fillnkreuz, die Hexenbänke, dem Gollerkreuz, die Arnikahütte und von dort wieder zurück zur Bergstation der Seilbahn.

Die Seiser Alm ist ein riesiges Almgebiet (lt. Wikipedia die größte Hochalm Europas), aber - nächste Überraschung - mit erstaunlich wenigen Kühen. Später erfuhren wir, dass aufgrund des langen Winters sich auch der Almauftrieb entsprechend verzögert hat und die Rinder erst jetzt so nach und nach auf die Alm gebracht werden.

Eine moderne Gondelbahn bringt einen von Seis zum Compatsch

Die Seiser Alm ist touristisch stark erschlossen!

Blick auf den Schlern (li) und die Santnerspitze (re). Der Schlern ist das Wahrzeichen Südtirols.

Alpiner Türschließer

Blick vom Fillnkreuz auf St. Ulrich im Grödnertal

Hexenbänke mit ... 

Blick vom Gollerkreuz auf Kastelruth


Und weil wir schon in der Nähe waren, fuhren wir auch noch nach Kastelruth, der Pilgerstätte aller Spatzen-Fans. Abgesehen davon aber ein sehr netter kleiner Ort mit markantem Kirchturm!


Für eine südtiroler Kirche direkt schlicht eingerichtet

Eine Kerze für alle Täuflinge eines Jahres

reich verzierte Kirchenbänke




Freitag, 12.7.2013: Schloss und Botanischer Garten Trauttmansdorff (Meran)


Wenn man von Süden nach Meran kommt und weiter den Wegweisern ins Passeirtal folgt, kommt man unweigerlich am Schloss Trauttmansdorff vorbei. Rund um dieses Schloss gibt es einen sehr großen botanischen Garten und im Schloss selbst ein Tourismus-Museum. Beide Sehenswürdigkeiten sind sehr umfangreich und interessant, dementsprechend lange haben wir uns dort aufgehalten - jedenfalls so lange, dass am Nachmittag nur noch ein wenig Zeit für den Pool blieb!

Zum botanischen Garten gibt es nicht sehr viel zu sagen, da sind Fotos viel aussagekräftiger. Auffallend sind die beiden Aussichtswarten, die weit ins Freie ragen und sicherlich nichts für Leute mit Höhenangst sind.

Das Touriseum im Schloss zeigt einerseits die Entwicklung von der Sommerfrische im 18./19. Jahrhundert bis zum aktuellen Stand; andererseits gibt eine super gestaltete Sonderausstellung Ausblicke auf die kommenden Trends. Einige konnte ich mir merken:

  • Buchungen finden immer kurzfristiger und immer öfter per Internet statt (nona, ist bereits so, haben wir ja schließlich auch so gemacht)
  • die Kundenkarten (Innsbruck Card, NÖ card und wie sie alle heißen) sind ein praktisches Instrument, um die Interessen der Gäste zu erkunden (dafür bekommen sie auch ein wenig Rabatt) 
  • freies WLAN im Hotel und auf öffentlichen Plätzen ist wichtig, weil es praktisch unbezahlbare Werbung ist, wenn ein paar Fotos der Preisklasse "wir vor der coolen location xxx" versendet werden können
  • und so weiter

Aber nun zu den Bildern!

Der Eingangsbereich ist ganz neu gestaltet

Übersichtsplan

Korkeichen -muss- man einfach fühlen!


steiles Hangbeet. Der Untergrund ist mit Baustahlgitter befestigt.

Der erste "sky walk" ist in den begehbaren Vogelkäfig für Papageien integriert.

Vom zweiten sky walk hat man einen guten Blick...

... auf das Schloss Trauttmansdorff, in dem das Touriseum untergebracht ist

Waale werden uns am nächsten Tag noch einmal begegnen

Kaktusblüten


Der Tourismus war nicht unumstritten!

In den Anfängen des Auto-Tourismus

Legendäre BMW-Isetta; von außen...

... und von innen. Die crash tests dieser Blechdose möchte ich gleich gar nicht kennen...

Telefonzentrale eines Hotels aus den 1960er-Jahren

Bis zu den bunten Hochglanzprospekten ist es noch ein weiter Weg.




Samstag, 13.7.2013: Burg Hocheppan, Partschins 


Diesmal wieder ein Wandertag. Zunächst auf die Burg Hocheppan, die ich als "stabilisierte und schön hergerichtete Ruine" bezeichnen würde. Der etwa 45-minütige sehr steile Anstieg vom Parkplatz weg bis zur Burg hatte es wirklich in sich!
Der meiner Meinung nach wichtigste Teil ist die gut erhaltene Burgkapelle mit einigen sehr gut erhaltenen Fresken. Leider war die Kapelle geschlossen und so konnte ich nur durch ein Fenster in den Innenraum hinein fotografieren.
Das interessanteste Fresko wäre aber an der Südseite gelegen, auf das wir leider keine Sicht hatten. Darauf ist nämlich eine Frau zu sehen, die gerade Knödel isst; angeblich eine der ältesten (oder sogar die älteste) Darstellung von Knödeln. Die Recherche im Internet nach einem Foto dieses Freskos lieferte genau einen Treffer - und ich freue mich irrsinnig, dass mir der Fotograf (und somit Rechteinhaber) erlaubt hat, dieses Foto hier zu verwenden! Vielen Dank nach Zürich!

Respect, wir haben's geschafft!

Schwalbenschwanzzinnen - typisch für Norditalien

Die Kapelle von außen...

... und von innen. Eine Frau isst einen Knödel, weitere liegen noch in der Pfanne, die auf dem Herd steht. Oberhalb davon liegt ein Stück Speck. Mit freundlicher Genehmigung von Roberto Ceccarelli


Nach Partschins hat uns unser Reiseführer gelockt, indem dort die Rede von Waalen und Wanderungen entlang dieser Gewässer die Rede war. In Partschins wäre ein ganz besonders schöner und außerdem ist an einem Ende dieses Waals noch ein sehenswerter Wasserfall.

In Partschins (etwas seitlich des beginnenden Vinschgaus) fanden wir eine Infotafel mit Plan, auf der beides eingezeichnet war; also fuhren wir mit dem Auto bis zu einem Parkplatz, der so in der Mitte zwischen Wasserfall und Waal-Beginn lag.

Also laut Karte der Infotafel sollten wir einmal bergauf gehen, um zum Waal zu kommen; allerdings war auch nach etlichen Minuten steil bergauf immer noch nichts von einem Waal zu sehen, bis wir drauf kamen, dass wir in Wirklichkeit schon auf dem Weg zum Wasserfall waren. Macht auch nix, zum Wasserfall wollten wir ohnehin auch, also beginnen wir halt mit ihm - wir sind ja flexibel.
Nach etwa einer Stunde wirklich steil bergauf kamen wir endlich beim Wasserfall an - und es hat sich gelohnt. Wirklich beeindruckend das Getöse und die Gischt rundherum!

Was folgte, war der steile Abstieg; wieder bis zum Parkplatz und noch etwa 15 Minuten weiter runter, bis wir endlich den gut versteckten Einstieg zum Waal fanden.

Wer die Levadas auf Madeira kennt, dem werden die Waale im Vinschgau sehr vertraut vorkommen. Künstliche Wasserläufe entlang der Höhenlinien verteilen das Wasser horizontal in der Landschaft. Eigenes Personal (Waaler) ist für die Instandhaltung der Waale und die gerechte Verteilung des Wassers zuständig. Für die Wartung gibt es einen neben dem Waal entlang laufenden Weg, der heute eben auch für die Wanderer zur Verfügung steht; für die Verteilung des Wassers gibt es einfache Absperr-Schieber.
Damit die Bauern kontrollieren können, ob das Wasser auch wirklich gleichmäßig verteilt wird, gibt es auf jedem Abschnitt und Seitenarm des Waals kleine Wasserräder, die auf eine kleine Glocke schlagen. So hören die Bauern am Klang der Glocken, wann ihr Abschnitt Wasser führt.
Leider gibt es beim Partschinser Waal keine Wasserräder mehr, wir hatten das Prinzip aber schon in Trauttmansdorff gesehen (s. oben).
Wir marschierten also diesen Waal-Weg entlang und auch wieder zurück, weil wir ja wieder zum Parkplatz zurück mussten. Allerdings gab es noch einen steilen Anstieg dorthin, denn der Waal liegt ja unterhalb. Am späteren Nachmittag bei größer werdender Müdigkeit und Hitze schon eine ziemliche Herausforderung!

Am Abend kamen wir im Hotel an; nach Hocheppan und dem Wasserfall reichte es gerade noch für eine Dusche, wir legten uns ins Bett und schliefen -sofort- ein. Nach zwei Stunden war die ärgste Müdigkeit vorbei, und wir waren bereit für die Pizzeria.

Wasserfall bei Patschirns

Cooler Name für eine Jausenstation

Diese Seilbahn dient der Versorgung des Dursterhofs. Nicht für den Personentransport geeignet!

Gut versteckt, aber letzlich doch gefunden: der Einstieg in den Waalweg

Die Wasserführung zu den einzelnen Armen des Waals kann mit diesen Schiebern geregelt werden.

Im Waal kann es auch einmal stärkeres Gefälle geben, es muss nicht immer ganz horizontal sein. Das Wasser im Waal fließt generell viel schneller als in einer Levada auf Madeira.

Der Waal und der begleitenden Wartungs-Weg

Im Vinschgau werden sogar die Almen beregnet.



Sonntag, 14.7.2013: Bozen, Schloss Tirol


Eigentlich wollten wir auf ein paar kühlere Tage warten, um weitere Besichtigungen im Tal zu machen. Aber die erwartete Abkühlung kam doch nicht, das sonnige und heiße Wetter blieb uns erhalten. Wir hatten immerhin schon Sonntag und wir waren immer noch nicht in Bozen; höchste Zeit also, das nachzuholen!

Die Städte sind generell etwas "italienischer" als das Umland; bei Bozen fiel es uns aber ganz besonder auf: die Stadt ist heute praktisch italienisch, wir haben nur selten deutsch sprechen gehört.

Insgesamt scheint heute für einen Außenstehenden ein friedliches Nebeneinander der beiden Bevölkerungsgruppen und Sprachen zu bestehen (die Ladiner im Grödnertal als dritte werden meist vergessen). Die Kinder lernen beide Sprachen in der Schule, ein Umschalten von einer in die andere geht schlagartig und ohne merklichen Bruch. Die Bedienung in den Lokalen und das Verkaufspersonal in den Geschäften taxiert jeden Kunden blitzartig und versucht einmal in einer Sprache, das Gegenüber anszusprechen. In mindestens 90% Prozent der Fälle liegen sie richtig, in den restlichen 10% schalten sie sofort in die andere um und alles ist gut. Und in 100% der Fälle geben natürlich die Kundinnen und Kunden die bevorzugte Sprache vor.

Nach einem kurzen Rundgang durch die Altstadt mit ihren schönen Laubengängen gingen wir in Richtung Archäologisches Museum - besser bekannt als "Ötzi-Museum".

Dieses ehemalige Bankgebäude wurde eigens als Museum für den Mann aus dem Eis hergerichtet. Die Stadt Bozen hatte das Gebäude schon vor längerer Zeit erworben, danach stand es etliche Jahre leer, bis es eben für Ötzi gebraucht wurde. Auf vier Etagen werden die Zeit, die Lebensumstände, sein Tod, die Bergung und die  Untersuchungen, die er seither über sich ergehen lassen musste, dargestellt. Er selbst und die Fundstücke, die zu ihm gehören sind in einem eigenen Stockwerk ausgestellt. Ötzi liegt in einer speziellen Kammer, die die Gletscherumgebung simuliert, und ist ständig von einem Wassernebel umgeben, sodass sein ganzer Körper mit einer glänzenden Eisschichte überzogen ist.
Seine Kammer ist doppelt vorhanden und für den Fall der Fälle gibt es Katastrophen- und Evakuierungspläne, die auch bereits in der Praxis geübt wurden (glücklicherweise nicht an unserem Besuchstag).
Insgesamt ein sehr sehenswertes Museum (so wie bisher alle, die wir besucht haben); und wie immer haben wir sehr viel Zeit da drinnen verbracht.

Domplatz mit Denkmal für Walther von der Vogelweide

Eingang zum Ötzi-Museum

Lebensgroße Rekonstruktion, die den neuesten Erkenntnissen entspricht. Er hält übrigens keinen Speer in der Hand, sondern einen noch nicht ganz fertig gestellten Bogen. Eine Sehne dafür sowie Pfeile hatte er bei sich.

Warmes Schuhwerk

Gürtel mit Gürteltasche und Halterungen für seine Beinkleider (Hose wäre zuviel gesagt). Die Ledernähte sind erstaunlich  sauber ausgeführt!

Die Häuser stützen einander gegenseitig

Moderne Brücke über die Talfer

Das Siegesdenkmal mit den steinernen Rutenbündeln aus der Mussolini-Zeit ist an Scheußlichkeit kaum zu übertreffen; getoppt wahrscheinlich nur durch die sogenannte "Schreibmaschine" in Rom.


An Montagen sind viele Museen geschlossen; uns blieben nur noch wenige Tage in Südtirol und wir hatten noch einiges vor. Daher mussten wir die Orte, die wir besuchen wollten, mit den dortigen Öffnungszeiten abstimmen. Wir ließen das alles in unsere Planung einfließen, und das Ergebnis war, dass wir an diesem Sonntag noch zum Schloss Tirol mussten - und wenn es noch so heiß ist!

Vom Ort "Dorf Tirol" führt ein Weg entlang eines Hanges hinüber zum Schloss Tirol; um diese Tageszeit in praller Sonne und der Wegweiser meinte noch dazu, es könnte ziemlich steil werden. Wir machten uns aber trotzdem auf den Weg und hinterher stellte sich heraus, dass es gar nicht so schlimm war - da hatten wir schon ganz anderes (Hocheppan, Partschins).

Ein Teil des Schlosses präsentiert sich im großen und ganzen so, wie es eben ist: die romanischen Portale, die Kapelle samt darunter liegender Krypta und die diversen Säle; nur einige davon haben auch Vitrinen mit Ausstellungsobjekten.

Der markante Turm des Schlosses beherbergt ebenfalls ein Museum. Eingebettet in 2,5m dicken Mauern - und dementsprechend angenehm kühl - wird die Geschichte Südtirols erzählt, wobei auch schwierige und kritische Zeiten nicht ausgespart, sondern super dargestellt werden. Etwa die Abtretung an Italien, die Mussolinizeit mit ihrer massiven Italienisierung, die Deutschoption (deutschsprachigen Südtirolern wurde angeboten, heim ins Deutsche Reich zu übersiedeln), die Bombenanschläge in den 1960er-Jahren, die Paketlösungen bis hin zur Streitbeilegung vor der UNO.
Leider mussten wir um 17:00 das Museum wegen Schließung verlassen; schade, wir hätten noch etwa eine Stunde gebraucht...


Schloss Tirol

Romanisches Portal

Kapelle

Im markanten Turm rechts ist das Museum untergebracht

Am Abend fanden wir auch endlich eine geöffnete Hofschank!


Montag, 15.7.2013: Brixen, Kloster Neustift


In Brixen besuchten wir ausnahmsweise kein Museum, sondern schlenderten einfach nur durch die alte Bischofsstadt.

Der Dom von außen...

... und von innen - sehr barock!

Dieses Frekso ist ca. 250m2 groß; geschaffen von Paul Troger. Er wurde eingeladen, "...weil sein Pemschl in Europa allgemein bekannt sei."

Neben dem Dom ein mit bunten gotischen Fresken geschmückter Kreuzgang

Sieht aus, als würde er nur ein kleines Mittagsschläfchen halten!

Gleich neben dem Dom liegt die etwas schlichter gehaltene Pfarrkirche.

Zwischen Dom und Pfarrkirche liegt ein heute aufgelassener Friedhof. Die Mauern rundherum sind mit zahlreichen Grabplatten belegt. Hier eine von Oswald von Wolkenstein, die er schon zu seinen Lebzeiten gestalten ließ; sie zeigt ihn in voller Rüstung!

Der "weiße Turm" der Pfarrkirche ist das Wahrzeichen von Brixen

Die Laube unter dem Stadrichterhaus

Kaum gibt's was zu sehen...

... kommen schon weitere Neugierige dazu!

Die Bischöfliche Hofburg zu Brixen: nicht übel.

Innenhof der Residenz. Und was soll die hölzerne Panzersperre da?


Etwas außerhalb der Altstadt liegt das Hotel Elefant. Es heißt so, weil der portugiesische König Johann III. seinem Neffen, dem Erzherzog und späteren Kaiser Maximilian I. einen Elefanten schenkte; auf seiner Reise von Lissabon über Genua (per Schiff) und weiter nach Wien (zu Fuß) machte das arme Tier 1551 auch in Brixen Station; die Einwohner waren angeblich begeistert.

Hotel Elefant

Ein paar Kilometer nördlich von Brixen liegt die Klosteranlage Neustift. Bis auf die Kirche haben wir die Anlage nur von außen gesehen, wir haben an keiner Führung teilgenommen.

Übersichtsplan

Die Michaelskapelle wurde mit Wehrmauern ausgestattet

Innenhof mit dem achteckigen "Wunderbrunnen": sieben Seiten mit Darstellungen der sieben Weltwunder,  auf der achten Seite ist das Kloster selbst abgebildet.

Eine derart  barocke Kirche haben wir noch selten gesehen: über und über verziert!

Der Kirchenraum war leider abgesperrt.



Dienstag, 16.7.2013: Klobenstein, Erdpyramiden


Am Vormittag war Markt in St. Michael; da besorgten wir noch ein paar Mitbringsel. Danach fuhren wir auf den Ritten, den Hausberg der Bozener.

In der Nähe von Klobenstein gibt es eine Laune der Natur, die sich "Erdpyramiden" nennt. Sie entstehen mit der Zeit ganz von selbst, indem Regen Material abschwemmt, das nur aus lockerem Material ehemaliger Gletscher besteht. Der Witz an der Sache: Wenn in dieser Moräne große Steine abgelagert sind, dann wirken die wie ein Regenschirm, unter dem das Material nicht ausgewaschen wird. Übrig bleiben sehr schlanke Kegel mit einem großen Stein als Kappe.

Erdpyramiden bei Klobenstein am Ritten. Die Kegel mit den Steinkappen sehen sehr witzig aus.

Entlang des Weges liegen vereinzelt Steine mit tiefen Rillen. Der hier ist nicht etwa ein versteintertes Popscherl,  sondern er kam bei einem Erdrutsch den Hang herunter und war früher Teil des Straßenpflasters. Die Rillen sind über die Jahre durch die Räder der Fuhrwerke entstanden.

Klobenstein ist Endpunkt der einzigen Schmalspurbahn in Südtirol...

... die von hier bis nach Oberbozen fährt.

Zuletzt noch eine kleine Variation von Holzzäunen:

spitz und ungehobelt

gehobelt


geflochten


Mittwoch, 17.7.2013: St. Prokulus, Glurns, Reschen, Innsbruck


Tja, der Tag der Abreise aus Eppan war gekommen. Wir fuhren durch den Vinschgau bis zum Reschenpass, überquerten die Grenze nach Österreich und kamen über Landeck und das Oberinntal bis nach Innsbruck.

In Naturns, mitten in den Apfelplantagen, gibt es ein Kleinod, eine echte Perle: die Kapelle St. Prokulus aus dem siebenten (!) Jahrhundert (= vorkarolingische Zeit!). Die Kapelle wurde später in der Gotik aufgestockt, was man heute noch deutlich an der Mauer sowie an den Fresken erkennen kann.

Infotafel zu St. Prokulus

Die Kapelle steht mitten in den Apfelplantagen

Das Fresko aus dem siebenten Jahrhundert zeigt, wie St. Prokulus von Helfern von einem Fenster aus abgeseilt wird. Der linke Helfer hat das Seil noch um die Schultern geschlungen.

Fensternische, 1400 Jahre alt

Etwas abseits der Straße, aber direkt an der Etsch gelegen, ist Glurns, eine der kleinsten Städte Italiens und außerdem die Geburtsstadt des berühmten Zeichners Paul Flora. Die Stadtmauern und Gebäude im Inneren der Stadt sind noch sehr gut erhalten!

Stadttor


Das Geburtshaus Paul Floras

Laubengang

Tor in der Laube

Reservierter Sitzplatz in der Kirche


Letzte Station in Südtirol war Reschen bzw. der Reschensee mit dem berühmten Kirchturm, der aus dem Stausee ragt.

Der Turm ist zwar sehr berühmt, die Geschichte dahinter ist aber ebenso tragisch. Die Bewohner wurden ohne nennenswerte Entschädigung abgesiedelt (die Gebühren zur Behebung der Entschädigung waren oft höher als die Entschädigung selbst), die Häuser wurden gesprengt, nur der Kirchturm blieb aus Günden des Denkmalschutzes erhalten. Manche Bewohner konnten sich nicht von ihren Häusern trennen und lebten noch darinnen, als das Wasser schon im Erdgeschoß stand; sie mussten erst gewaltsam von dort entfernt werden.

Der Kirchturm des Ortsteils Graun

Modell des Stausees. Nur der Kirchturm von Graun ragt über die Wasserlinie hinaus.

Die tragische Geschichte vom Reschensee.


Am Nachmittag kamen wir in Innsbruck an. Wir bezogen rasch unser Hotelzimmer und machten noch eine erste Besichtigungsrunde.

Das Wahrzeichen der Stadt: das Goldene Dachl

Der Dom zu St. Jakob

Die Decke ist komplett flach und eben, die Kuppeln existieren nur scheinbar!



Donnerstag, 18.7.2013: Innsbruck, Hafelekar, Alpenzoo



Am Donnerstag kauften wir uns eine Innsbruck Card (s. Tourismus-Trends im Touriseum Trauttmansdorff), weil wir ein paar Eintritte und Fahrten geplant hatten. Wir begannen am Vormittag mit der Hofkirche.

Kreuzgang bei der Hofkirche

Das Grabmal Kaiser Maximilians in der Hofkirche. Das Grab ist leer, er selbst ist in Wr. Neustadt begraben!

Die "Schwarzen Mander" rund um das Grabmal stellen Adelige aus ganz Europa dar.

Grabmal von Andreas Hofer; er ist wirklich hier begraben, ebenso wie sein fataler Einflüsterer Pater Joachim Haspinger

Das Wetter wurde etwas unbeständiger, und so trachteten wir, möglichst bald auf das Hafelekar zu kommen. Dazu fuhren wir zunächst mit der neuen, von Zaha Hadid gestalteten, Standseilbahn bis zur Hungerburg und danach mit den beiden Seilbahnen bis zur Bergstation Hafelekar. Ein kurzer Anstieg brachte uns zur Hafelekar-Spitze, wo es einerseits ziemlich kühl war, es andererseits aber auch eine klare Sicht über Innsbruck und das Wipptal gab.

Blick von der Hafelekar-Spitze in das Karwendelgebirge

Die Gipfelstürmer

Die neue Hungerburgbahn ist ebenso wie die alte eine Standseilbahn

Die futuristischen Stationen wurden von Zaha Hadid entworfen

Unsere letzte Station in Innsbruck und somit auch dieses Urlaubs war ein ausführlicher Rundgang durch den Alpenzoo.

Als ich die Kamera auf die Steinwand gerichtet sah, war mir sofort klar: Der Alpenzoo hat die Suche nach Loriots Steinlaus offensichtlich noch nicht aufgegeben. Um den Witz zu verstehen, bitte das Video unbedingt bis zur Position 2:30 und darüber hinaus ansehen!

Dieser Jungelch war völlig entspannt

"Ich bin ein stolzer Jung-Steinbock, und weiß das auch!"

Das arme Schwein wollte unbedingt zwischen den beiden anderen Platz nehmen. Aber die beiden Sturschädel rührten nicht einmal ein Ohrwaschel und blieben einfach gelangweilt liegen.

Tja, das war's! Traumhafte Landschaften, alte Städte und Stätten erwandert, viele nette Menschen kennen gelernt, viel gesehen und erlebt. So viel, dass mir diese knappen zwei Wochen viel länger vorkamen, als sie tatsächlich waren.
Auch jetzt, beim Schreiben dieses Artikels, wurde mir wieder bewusst, welch dichtes Programm wir hatten.

Und trotzdem haben wir bloß ein wenig an der Oberfläche gekratzt. Es gäbe noch viel viel mehr (Dolomiten, Grödnertal, oberes Wipptal, Pustertal etc.). Sieht fast so aus, als müssten wir noch einmal dorthin! Wer weiß...



3 Kommentare:

  1. Hoffentlich zerpflückt oder sperrt nun nicht die NSA deinen Blog (Stw.: Taliban).
    Grüße
    HaWe

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    1. nein, sperren bestimmt nicht! War ja ein katholischer T.

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  2. Was schon fertig, schade. Könnte deine Berichte stundenlang lesen. Übrigens hast mir micht ein Bild unterschlagen? Schreib nur "t1".
    Grüße hawe

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