Sonntag, 16. September 2012

"Prinz Friedrich von Homburg" im Burgtheater

Gestern hat für uns die neue Burgtheatersaison begonnen. Erste Vorstellung war Kleist's Prinz von Homburg. Und ich geb's zu: es war - trotz Vorbereitung - ein schwieriger Abend.

Schwieriger Autor: sein unstetes Leben, das ihn mal dahin mal dorthin verschlägt. Zuletzt völlig verarmt denkt er nur noch an Selbsttötung. Er ist zuletzt noch auf der Suche nach jemandem Gleichgesinnten und findet diesen Menschen in der krebskranken Henriette. Er erschießt - mit ihrem Einverständnis - zuerst sie, anschließend sich selbst.

Gut, der Lebenslauf muss noch nichts heißen. Aber auch seine Stücke gelten als schwierig, Ausnahmen sind vielleicht "Der zerbrochene Krug" und "Das Käthchen von Heilbronn". Aber die Herrmannsschlacht oder eben der Prinz von Homburg sind an sich schwierig und erst recht für heutiges Publikum, das mit der Thematik und der Geschichte Preussens vor und zu Zeiten Napoleons nicht so vertraut ist - und auch nicht mit der schwierigen Sprache. Ein kleiner Textauszug soll verdeutlichen, was ich meine:
Und welch ein Frevel sonst drückt meine Brust?
Wie könnt er doch vor diesen Tisch mich laden,
Von Richtern, herzlos, die den Eulen gleich,
Stets von der Kugel mir das Grablied singen,
Dächt er, mit einem heitern Herrscherspruch,
Nicht, als ein Gott in ihren Kreis zu treten?
Nein, Freund, er sammelt diese Nacht von Wolken
Nur um mein Haupt, um wie die Sonne mir,
Durch ihren Dunstkreis strahlend aufzugehn:
Und diese Lust, fürwahr, kann ich ihm gönnen!
[Danke an das Projekt Gutenberg, aus dem diese Passage entnommen ist]

Selbst wenn man das liest und mehrmals lesen kann, ist es noch kaum zu verstehen. Noch schlimmer ist es, wenn man diese Sätze auf der Bühne hört, aber nicht lange Zeit hat, darüber nachzudenken, weil inzwischen die Handlung weiter läuft!
Dazu kam noch, dass ein Darsteller beim Sprechen die Pausen an Stellen setzte, die komplett verwirrend und sinnstörend waren, sodass der Text noch unverständlicher wurde. Und manche Passagen wurden noch dazu sehr leise gesprochen.

Die Inszenierung (von den Salzburger Festspielen übernommen) und die Darsteller haben mir insgesamt aber sehr gut gefallen. Ohne diese erste Garnitur der Schauspieler wäre meiner Meinung nach dieses Stück auch gar nicht zu spielen. Das Bühnenbild war einfach und klar, bis auf eine Ausnahme: die erste Szene spielt in einem Garten; die Bäume des Gartens waren aber nur abgebrochene Stämme, sodass die meine erste Assoziation nicht "Garten" sondern "Schlachtfeld von Verdun" war.

Insgesamt also ein schwieriger Abend - aber das habe ich, glaube ich, schon erwähnt...

Empfehlung ergeht diesmal nur an Hartgesottene.



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