Samstag, 3. Juni 2023

"Das Rheingold" in der Staatsoper Wien

2023 bringt die Staatsoper Wien den kompletten "Ring des Nibelungen" zwei Mal auf die Bühne. Für das "Rheingold" letzten Donnerstag konnte ich noch eine Karte ergattern.

Ich war vorsichtig und zurückhaltend und wollte mir eine Karte für die "Walküre" erst besorgen, wenn ich das Rheingold für gut befunden hätte.

Diese Vorsicht – man könnte rückwirkend auch "Feigheit" sagen – hat sich leider bitter gerächt. Denn am Abend nach dem Rheingold waren auch die allerletzten Karten für die Walküre verkauft – und zwar für beide Termine!

Schade, schade. Denn das Rheingold war wirklich gelungen!




An den Leistungen des Orchesters und des Ensembles gibt es nicht viel herumzumeckern. 

Ja, es gab zwei, drei Probleme mit den Einsätzen bei den Blechbläsern. Diese etwas unrunden und holprigen Einsätze fielen nach Generalpausen halt besonders auf. Aber ansonsten war das eine solide Arbeit. Franz Welser-Möst dirigierte flott und dort, wo es angebracht war, ließ er es auch ordentlich knattern.

Diese Lautstärke des Orchesters machte aber dann leider auch Wotan etwas zu schaffen. Er plagte sich an solchen Stellen mehrmals, über den Orchestergraben zu kommen.

Ganz im Gegensatz zu den Riesen, und da vor allem Fasolt. Der hatte eine Bühnen- und Stimmpräsenz wie seinerzeit Matti Salminen. Die Überwindung des Graben war für Fasolt daher überhaupt kein Problem!

Auch die anderen Rollen waren super besetzt. Fricka oder die kleineren Rollen wie Erda, Mime, Freia, Donner und Froh sowie die Rheintöchter.

Hervorzuheben sind da vor allem Alberich und Loge. Loge, dieser schmierige Anwalt / Strippenzieher / Spin Doctor bewegte sich auf der Bühne und hüpfte umher wie ein irrlichterndes Flämmchen, das er ja auch ist. Manchmal an der Grenze zur Akrobatik, als er zum Beispiel durch ein offenes Regal hechtete. Gratulation, das könnte aber den einen oder anderen Abend auch einmal böse enden.

Allen gemeinsam war die sehr gute Verständlichkeit! Die Oper hat zwar kleine Displays für jeden Sitz, auf denen man sich den Text einblenden kann, ich musste aber kaum Gebrauch davon machen.


Das Bühnenbild war einfach und klar und erfüllte genau seinen Zweck. Mir gefiel sehr gut die große Wand aus Milchglas (Glas wird's wohl eher nicht gewesen sein) im Hintergrund. Auftritte waren daher schon vorzeitig zu erkennen, indem man die Figuren schemenhaft hinter der Wand erkennen konnte.

Die Kostüme waren insofern modern, dass niemand mehr Flügelhelme oder dergleichen trug. Es war Kleidung, die ich (selbsternannter Textilexperte, der ich nun einmal bin) zeitlich in das Bürgertum des 19. Jahrhunderts einordnen würde.

Das gesamte Team wurde mit 15 Minuten anhaltendem, großen Applaus belohnt. Zu Recht. War ein großartiger Opernabend!

Alle haben fotografiert; ich eben auch.

* * *

Die Walküre kann ich also vergessen. Siegfried werde ich auslassen (müssen). Aber für die Götterdämmerung hab ich diesmal nicht gezögert: Karte ist bereits gebucht!

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