Ich finde, der Autor George Orwell ist bei uns viel zu wenig bekannt. "Bekannt" ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, denn seine beiden Romane "Farm der Tiere" und "1984" kennt hier praktisch jeder. Aber seine weiteren Bücher sind, meiner Meinung nach, zu wenig bekannt und daher auch zu wenig gelesen.
Da kann ich mich gleich selbst bei der Nase nehmen, denn bis Anfang des Jahres kannte ich auch nur diese vorhin genannten Klassiker.
Als ich dann "Tage in Burma" las, war ich schwer begeistert! Seine Abrechnung mit dem Britischen Empire und dem Verhalten seiner Repräsentanten in Indien und Burma (Myanmar) ist wirklich gelungen! Orwell war fünf Jahre lang als Polizist dort stationiert. Der offen ausgetragene und völlig alltägliche Rassismus der britischen Herrenrasse kommt hier derart deutlich rüber, dass es einem beim Lesen schon fast zuviel wird. Auch ihm ging dieser Rassismus zutiefst gegen den Strich, nach fünf Jahren kehrte er, davon völlig angewidert, nach England zurück.
Und vor ganz kurzer Zeit kam mir eben dieses Buch unter die Augen. Von März bis November 1945 hielt sich George Orwell in Deutschland und Österreich auf. Er berichtete von hier aus über den Zusammenbruch des Nazi-Regimes und machte sich Gedanken über die Zukunft. Diese Reportagen erschienen dann in diversen englischen Zeitungen.
In diesem Buch sind einige dieser Berichte enthalten und im Anschluss gibt es ein ausführliches Nachwort, das die Rahmenbedingungen näher erläutert.
Mich hat fasziniert, wie genau er beobachtet hat und wie präzise er das Gesehene in Worte fassen konnte. Ganz besonders aber hat mich die Hellsicht beeindruckt, mit der er die Zukunft Europas skizziert hat – und das bereits mitten im Zusammenbruch!