Samstag, 22. Mai 2021

Der QR-Code, das unbekannte Wesen

Die Corona-Pandemie ist zwar noch nicht zu Ende. Aber die Impfungen schreiten voran, viele Infizierte sind wieder genesen; und daher ist in letzter Zeit sehr viel von Lockerungen die Rede. Allerdings auch von Zugangsbeschränkungen; in vielen Ländern gilt die 3G-Regel: Nur wer geimpft, genesen oder getestet ist, darf Restaurants, Hotels, Thermen, Museen etc. betreten. Als Nachweis, dass man mindestens eines dieser drei G erfüllt, ist der Grüne Pass gedacht.

Und damit kommt der QR-Code ins Spiel. Den gibt es dann entweder auf dem Smartphone, auf dem man ihn darstellen kann, oder auf einem gedruckten Dokument. Die Institution, die man damit betreten will, scannt diesen QR-Code mit einem Handy ab und kann dann auf Grund dessen entscheiden, ob man zutrittsberechtigt ist oder nicht.

Wenn die Moderatorenschaft in Radio und TV auf diesen Code zu sprechen kommt, hört man direkt die Ehrfurcht vor ihm durch. Man meint zu spüren, wie sie Haltung annehmen und sich verneigen, wenn sie das Wort "QR-Code" aussprechen dürfen. Ein Ehrfurcht einflößendes Wunder der Technik, verbunden mit einer gehörigen Portion Vodoo.

Was es mit diesem Wunderding tatsächlich auf sich hat, möchte ich im Folgenden erklären. Zückt also eure Handys, denn es wird in diesem Beitrag jede Menge von diesen Codes geben!


[Update 2021-05-26:
Betrifft ganz unten den Abschnitt über den Grünen Pass]


Einleitung, technische Voraussetzungen


Die meisten Kamera-Apps auf unseren Handys können von sich aus schon QR-Codes lesen. Es genügt also, eben die Kamera-App zu öffnen und das Handy auf den Code zu richten, schon wird er erkannt.

Falls das nicht klappt, gibt es viele Apps, die auf das Lesen von Bar- und QR-Codes spezialisiert sind. Für die Android-Welt verwende ich seit Jahren die App "Barcode Scanner", die es im Playstore kostenlos gibt.

Mir ist bewusst, dass dieser Post auf einem Handy etwas mühsam zu lesen sein wird, weil ständig QR-Codes eingestreut sind, die man mit einem zweiten Handy entschlüsseln muss. Es ist also diesmal empfehlenswert, den Post auf einem Desktop oder Notebook oder Tablet zu lesen, und das Handy eben zur "Entschlüsselung" zu verwenden.

[Anmerkung: Der Code ist nicht verschlüsselt im Sinne von "kryptografisch verschlüsselt". Er ist bloß für uns nicht im Klartext lesbar]

Sämtliche QR-Codes hab ich mit dem Online-Tool "QR Code Generator" generiert. Diese Seite kann ich uneingeschränkt empfehlen!


Der QR-Code


Solche Codes sind jedem schon einmal begegnet. Egal, ob im Museum, auf Schautafeln, Plakaten, Gebrauchsanweisungen etc.: Sie haben dort immer den Zweck, den Betrachter oder Leser auf Webseiten zu führen, um dort weitere Informationen zu bekommen. Meist ist neben dem QR-Code auch noch der Link in textlicher Form von "https://www.interessante-website.com/..." abgedruckt. Damit man diese lange Web-Adresse eben nicht abtippen muss, gibt es diese QR-Codes.

Und damit ist das Wesentlichste zum Nutzen und Inhalt so eines Codes bereits gesagt. Wer möchte, kann natürlich auf seinem Handy den langen Link-Text eintippen. Die Schreibfaulen halten das Handy zum QR-Code und erreichen damit das Gleiche. Denn der Inhalt des QR-Codes ist genau dieser Link. Sobald dieser Text aus dem QR-Code ausgelesen ist, muss man nur noch auf diesen – jetzt im Klartext vorliegenden – Link klicken, und man ist ebenfalls auf dieser gewünschten Website.

Ein QR-Code ist also bloß eine andere Schreibweise für Text. So wie es unterschiedliche Alphabete gibt, um Text zu notieren, gibt es eben auch den QR-Code. Vorteil: Er ist maschinenlesbar!

Ein Beispiel: Der Link für diesen Post lautet: https://sandwirt.blogspot.com/2021/05/der-qr-code-das-unbekannte-wesen.html. Da ist man mit dem Eintippen schon eine Weile beschäftigt. Einfacher ist es daher, den angebotenen QR-Code zu scannen:



QR-Codes können aber noch viel mehr. Im einfachsten Fall enthalten sie lediglich ein wenig Text (ein Link ist letztlich auch nur Text)



Er könnte aber auch den Inhalt einer kompletten Visitenkarte enthalten:

Wenn man diesen QR-Code auf die Rückseite seiner Visitenkarte druckt, kann der Empfänger den Code scannen und die Daten unmittelbar in seine Kontaktliste aufnehmen!


Besonders interessant finde ich, dass man auch die Zugangsdaten seines WLANs so darstellen kann; also SSID (Netzname) plus Kennwort:


Da die Kennwörter für das eigene WLAN ja besonders lang sein sollen, kann man auf diese Weise vermeiden, eben jenes lange Kennwort eintippen zu müssen. Ein Klick auf den "entschlüsselten" QR-Code genügt, und man ist an diesem WLAN angemeldet!

Ich hab das für mein WLAN gemacht und den Code auf ein A4-Blatt ausgedruckt. Vertrauenswürdigen Gästen (und wir haben nur vertrauenswürdige) kann ich also diesen Zettel hinhalten, sie scannen den Code und sind sofort mit meinem WLAN verbunden!

Vor ein paar Wochen machte eine interessante Meldung die Runde. In Deutschland läuft ein Versuch, bei Unfällen Gaffer von ihrem Verhalten abzubringen – mittels QR-Code. Wie das geht? Auf den Rettungswagen und diversem Rettungszubehör wurde ein riesiger QR-Code geklebt. Wenn jetzt ein Gaffer seine Kamera in diese Richtung hält, macht die Kamera möglicherweise nicht ein Foto vom Unfall, sondern scannt diesen QR-Code!


Mal sehen, ob sich diese Methode bewährt.


Ich hoffe, ich konnte durch diese Beispiel ein wenig Klarheit schaffen und den QR-Code damit auch ein Stück weit entzaubern. Ihr müsst also in Zukunft nicht mehr Haltung annehmen, wenn ihr etwas darüber hört oder lest!

Mit diesem Wissen im Hinterkopf kommen wir also zum Grünen Pass.


Der Grüne Pass


Wie schon erwähnt, wird der QR-Code beim Grünen Pass eine große Rolle spielen. Ständig ist davon die Rede, dass "der Grüne Pass mittels QR-Code realisiert werden wird". Wie genau, ist allerdings noch nicht klar.

Wie wir ja jetzt wissen, ist der QR-Code bloß eine andere Schreibweise für textliche Inhalte. Beim Grünen Pass wird also im Wesentlichen drinnen stehen: Name, Geschlecht, Geburtsdatum, Sozialversicherungsnummer sowie Datum der Impfungen plus Name des Impfserums.

Wenn man in Österreich geimpft wird, werden genau diese Daten im neuen "Elektronischen Impfpass" vermerkt. Dieser elektronische Impfpass (eIP) ist bei uns verpflichtend und man kann sich davon auch nicht abmelden. Der eIP bietet sich also an, die Quelle der Informationen zu sein, die im QR-Code des Grünen Passes aufscheinen.
Ich hab vorgestern meine erste Impfung bekommen; ich war kaum zu Hause, hab ich mir schon meinen eigenen persönlichen eIP angesehen. Ein entsprechender (von mir selbst generierter) QR-Code für den Grünen Pass könnte also in etwa so aussehen (echte Details sind wie gesagt noch nicht festgelegt):

Auszug aus meinem eIP


Wie dieser QR-Code erzeugt wird, wer ihn erzeugt, wie er dann zum Geimpften kommt etc. ist (Stand heute) noch nicht geklärt. Zitat aus dem Leitartikel "Die Presse" von heute 22. Mai:

Einen Link zu einer Webseite, wie das derzeit bei den Antigen-Testbestätigungen der Fall ist, gibt es nicht mehr.
[Anmerkung: Interessant, dass dieser Artikel bei der Presse mit dem Label "QR-Code" versehen ist. Offenbar ist der QR-Code auch bei der Presse mit einem gewissen Nimbus des Geheimnisses behaftet.]

Wenn das wirklich so kommt (und "Die Presse" ist üblicherweise gut informiert), dann bekommen wir einen QR-Code zugesandt (wie auch immer), der lediglich aus den Informationen aus dem eIP besteht (so weit, so gut), aber keinerlei Online-Verbindung zum eIP oder einer sonstigen Stelle hat, und dessen Korrektheit daher auch nicht überprüft werden kann! Sobald sich herumspricht, was in so einem QR-Code für den Grünen Pass drinnen steht, kann sich jeder seinen eigenen QR-Code selbst basteln! Wie das geht, wissen wir ja jetzt! 

Klingt für einen "Pass", von dem so viel abhängt, nicht gerade vertrauenserweckend. Das kanns irgendwie nicht sein. Das kann und will ich nicht glauben. Aber mal sehen: In den nächsten Wochen müssen sich die Nebel lichten, denn Ende Juni soll der Grüne Pass ja verfügbar sein!

[Update 2021-05-26:
Inzwischen weiß ich in etwa, wie der israelische Grüne Pass aussieht; auch der funktioniert ohne Onlineverbindung zu einer zentralen Stelle. Ich seh daher nicht mehr so schwarz wie oben.]



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