Sonntag, 25. April 2021

Robert Seethaler: Der letzte Satz ★★★★☆

Robert Seethaler: Der letzte Satz  ★★★★☆


Cover: Hanser

Eine Biografie über Gustav Mahler – wieder einmal, könnte man sagen. Dass es in der Version von Robert Seethaler nicht sehr tiefschürfend würde, ist allein schon vom Umfang des Buches erwartbar; auf knapp über 100 Seiten kann es nicht mehr werden.

Dennoch hab ich hier vier Sterne vergeben. Wie das?


Es sind vor allem der Schreibstil und die Struktur des Buches. Beides erinnerte mich stark an Stefan Zweig und dessen Biografien bzw. Lebensskizzen, die er in seinen "Sternstunden der Menschheit" bringt. Ich hab lange nach einem passenden Attribut für dieses Buch gesucht; "angenehm zu lesen" trifft es wahrscheinlich noch am ehesten. Diese Zuschreibung sowie die Erinnerung an Stefan Zweig machen es also aus. Ohne diese beiden Faktoren hätte ich höchstens drei Sterne vergeben.

Die Überfahrt von New York nach Europa im Februar 1911 bildet den Rahmen dieser Erzählung. Seine Frau Alma und ihre gemeinsame Tochter Anna sitzen noch beim Frühstück, während Gustav auf dem freien Deck sein Leben Revue passieren lässt. Allerdings beginnt bei Robert Seethaler Gustavs Leben erst so wirklich 1897, als er Direktor der Wiener Hofoper wurde. Wobei die Handlung an Deck sowie die Beschreibungen des Lebens natürlich äußerst fiktiv sind. Lediglich die harten biografischen Eckpunkte stimmen tatsächlich.

Sehr viel mehr gibt es über dieses Büchlein leider nicht zu sagen; zu sehr bleibt es an der Oberfläche.

* * * * * * *

Wer an einer wirklich guten Biografie zu Gustav Mahler interessiert ist, dem möchte ich Ken Russells Film "Mahler" empfehlen. Teilweise schrill, laut und stark überzeichnend – ein echter Ken Russell also – aber ansonsten ist Mahlers privates sowie öffentliches Leben wirklich gut nacherzählt! Beginnend mit der Kindheit und familiären Verhältnissen in Böhmen über seine Kandidatur für die Direktorenschaft der Wiener Hofoper (inklusive der Konkurrenz mit Hugo Wolf), seine dafür notwendig gewordene Taufe, seine komplizierte Ehe mit Alma, außerehelichen Affären beiderseits, bis zum Tod der Tochter Maria. Und natürlich seine Musik, die er hauptsächlich in den Ferien in eigens für ihn errichteten Komponierhäuschen (Attersee, Wörthersee und Südtirol) komponiert. Eine frühe Form eines Containers als Büro also!

Den Film gibt es auf YouTube übrigens in voller Länge, allerdings in englischer Originalfassung mit englischen Untertiteln.


Der Trailer zum Film (ebenfalls nur englisch)




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