Vergangenes Wochenende verbrachten Jutta und ich in
Bratislava, der Hauptstadt der
Slowakei. Der Name "Bratislava" hat sich in den letzten Jahrzehnten eigenartigerweise durchgesetzt; die alte deutsche Bezeichnung "Pressburg" verwendet praktisch niemand mehr - nicht einmal "Die Presse", die noch sehr lange daran festhielt. Das ist etwas erstaunlich, weil wir ja für andere Städte durchaus die deutschen Namen und nicht die lokalen Bezeichnungen verwenden: Rom/Roma, Prag/Praha, Lissabon/Lisboa, Florenz/Firenze etc.
Es war unser erster Besuch in Bratislava. Wenn man bedenkt, dass diese Stadt nur knapp 60km Luftlinie von Wien entfernt liegt und von uns aus in einer guten Stunde mit dem Auto erreichbar ist, ist das eigentlich eine Schande. Asche aufs Haupt.
Aber jetzt haben wir es ja nachgeholt. Und wir waren von dieser Stadt wirklich sehr angetan!
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Selfie vor dem Wahrzeichen der Stadt. |
Freitag, 8. Februar
Wir kamen am
Freitag kurz nach Mittag nach Bratislava und steuerten gleich die
Burg an. In der Burg gäbe es ein Museum, das wir aber ausgelassen und sie daher nur von außen besichtigt haben. Der Besuch war daher eher kurz.
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Blick hinunter zur Donau |
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Burgbezirk |
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Martinsdom, im Hintergrund wieder die Donau |
Danach fuhren wir zu unserem Hotel hinunter, das direkt an der Donau lag, checkten ein und machten uns gleich einmal auf den Weg, die Altstadt zu erkunden. Der innere Kern der Altstadt ist sehr klein und somit zu Fuß sehr leicht zu erwandern.
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Der Standort dieser Karte ist mit dem grünen Marker gekennzeichnet. Gleich daneben war auch unser Hotel. |
Die folgenden Fotos geben unsere Tour wieder, wie wir sie gegangen sind. Wir begannen beim Denkmal für den slowakischen Dichter
Pavol Hviezdoslav. Dieses Denkmal steht auf einem langgezogenen Platz, der
ebenfalls seinen Namen trägt.
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Das Denkmal ist Treffpunkt für Stadtführungen. |
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... davor steht der Ganymedbrunnen |
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Ein relativ neues Wahrzeichen der Stadt: der "Mann bei der Arbeit". |
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Zu Beginn wurde er oft übersehen und von Autos überfahren, sodass ein eigens für ihn kreiertes Verkehrszeichen neben ihm aufgestellt wurde. |
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Der Weg führt uns weiter bis zum Hauptplatz |
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An der Ecke des Platzes, im Hintergrund schon zu sehen
Die Statue erinnert an Ignác Lamár, einen Lebenskünstler aus vergangenen Tagen, der aber in Bratislava immer noch sehr bekannt ist. Im Café Mayer war er Stammgast. |
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Panorama des Platzes ... |
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... Fortsetzung |
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Das Bankgebäude im Hintergrund wurde letzten Herbst Opfer eines Brandes. Während des Weihnachtsmarktes kam es zu einer Explosion (Gasbrenner?), die das Erdgeschoß und den ersten Stock zerstörte. |
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Auf dem Platz befinden sich die Botschaften mehrerer Länder; die japanische im Hintergrund. |
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Der älteste Teil des Rathauses ist der Turm und das dahinter liegende Gebäude. Das Rathaus wurde nach und nach erweitert, indem die Nachbarhäuser rechts davon zugekauft wurden. |
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Neben dem Turm gibt es einen Durchgang in den Hof des Rathauses |
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Rathaushof |
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Am anderen Ende des Hofes der Durchgang zum Platz des Erzbischofs |
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Blick zurück vom Platz des Erzbischofs zum Rathaus |
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Einmal auf dem Hochrad fahren |
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Bank mit Solarzellen. Die gewonnene Energie wird per USB-Stecker an stromhungrige Geräte abgegeben.
Jetzt im Winter eher wenig genutzt... |
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Figurenpark in der Ursulinenstraße.
Links die Rückseite der Franziskanerkirche,
rechts die Rückseite der alten Hauptpost. |
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Links wieder der Figurenpark, rechts die Franziskanerkirche ... |
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Blick von der Franziskanerkirche den Franziskanerplatz hinunter bis zum Hauptplatz mit dem Rathausturm |
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Gleich gegenüber der Franziskanerkirche befindet sich das Palais Mirbach.
Heute finden darin wechselnde Ausstellungen statt ... |
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Bratislava war zwischen 1536 und 1830 die Hauptstadt des Königreichs Ungarn und daher auch Krönungsstadt für die ungarischen Könige. Der Weg der Prozession bis zum Martinsdom ist mit solchen Kronen gekennzeichnet. |
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Von der Franziskanerkirche führt diese kleine Gasse weiter bis zum Michaelertor. |
Die Gasse im vorigen Bild macht eine Kurve nach links und führt eben zum Michaelertor. Während wir an der Ecke gerade auf dem Plan schauen, wie wir weiter gehen möchten, spricht uns plötzlich ein freundlicher Radfahrer an, ob er uns helfen könne. Wir kommen ins Gespräch und er fragt uns, woher wir kommen.
"Etwas südlich von Wien".
"Kennt ihr Ebreichsdorf?"
"Ja, sicher, genau von da kommen wir!"
"Ich hab dort in jüngeren Jahren Tennis gespielt. Erst als Spieler, dann als Trainer!"
Kleine Welt. Martin betreibt heute einen kleinen Wein-Club und er war gerade dabei, seinen Laden aufzusperren. Wir wurden spontan zu einer kleinen Weinkost eingeladen und zogen danach wieder weiter. Am nächsten Tag kamen wir natürlich wieder, diesmal aber als zahlende Gäste!
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Selfie im Spiegel an der Decke |
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Nach Schleifung der Stadtmauer blieb nur ein kleiner Rest im Norden und Westen der Altstadt erhalten - und eben das Michaelertor. |
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Michaelertor |
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Seltsame Mischung im Westen der Altstadt: auf der einen Seite das ... |
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... und gleich gegenüber die Botschaft der Malteser |
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Von den Maltersern ist es nur noch ein kurzes Stück bis zum Martinsdom |
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Portal |
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Seitenaltar links |
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Seitenaltar rechts.
Der (selige) Kaiser Karl I. dürfte hier besondere Verehrung genießen. |
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Das Gesicht Martins zeigt das des Auftraggebers (Erzbischof Eszterhazy), Raphael Donner selbst hat sich im Gesicht des Bettlers verewigt.
Martin steckt übrigens in einer Uniform der ungarischen Husaren. |
Damit war die erste Runde durch die Stadt erstmal abgeschlossen, aus der wir schon sehr schöne Eindrücke mitnehmen konnten.
Samstag, 9. Februar
Wir hatten uns nach einer Stadtführung umgesehen; weil wir damit immer wieder gute Erfahrungen gemacht hatten, sollte es möglichst eine free walking tour sein. Schön, dass es so eine auch in Bratislava gibt. Um 11 Uhr war Treffpunkt beim Hviezdoslav-Denkmal.
Weil wir davor aber noch Zeit hatten, gingen wir vorher noch zur
Blauen Kirche. Eigentlich heißt sie Kirche zur Heiligen Elisabeth, aber es ist sofort klar, warum sie nur unter dem Namen
Blaue Kirche bekannt ist.
Sie war gedacht als Kapelle für das angrenzende Gymnasium, das zwar im gleichen Stil gebaut, aber in anderen Farben gehalten ist.
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Links die Kirche, rechts das Gymnasium |
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Gymnasium, Vordereingang |
Kurz vor 11 Uhr waren wir beim Treffpunkt für die Führung. Durch die Stadt leitete uns Anna, die uns im Wesentlichen zu all den Punkten brachte, die wir auch schon gesehen hatten. Sie war einerseits sehr kompetent und hat andererseits mit zahlreichen Geschichten das Ganze aufgelockert. Ihrem klaren Englisch zu folgen, war überhaupt kein Problem! Also wieder eine sehr positive Erfahrung mehr mit
free walking tours!
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Treffpunkt Denkmal. Anna, die junge Dame links, führte uns durch die Stadt |
Sie machte gleich zu Beginn darauf aufmerksam, dass die Slowakei, so wie wir sie heute kennen, ein sehr junges Staatengebilde ist. Bis ins frühe 10. Jahrhundert war sie Teil von
Groß-Mähren. Danach ziemlich genau 1000 Jahre lang Bestandteil des ungarischen Königreichs und somit später auch der österreichischen Doppelmonarchie. Nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg Teil der Tschechoslowakei und seit 1993 eben komplett und erstmals selbstständig.
Zwei ganz wichtige Plätze hatten wir vorher noch nicht gesehen: Nämlich einmal den Platz des
Slowakischen Volksaufstandes (1944). Der militärische Aufstand gegen die deutsche Wehrmacht war von Anfang an ziemlich aussichtslos und wurde nach wenigen Monaten auch niedergeschlagen. Die Slowaken gingen zum Partisanenkampf über. Ein Denkmal auf diesem Platz erinnert daran, wie ein junger Partisan Abschied von seiner Familie nimmt. Wann immer heute eine Demonstration stattfindet, beginnt sie praktisch immer an dieser Stelle.
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Platz des Slowakischen Volksaufstands |
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Der Partisan verabschiedet sich von der Familie |
Der zweite wichtige Platz liegt vor der
Comenius-Universität. Dort hatte sich die Bevölkerung im August 1968 den Panzern des Warschauer Paktes entgegen gestellt. Ladislav Bielik war zufällig in der Nähe und hat
das historische Foto aus dieser Zeit geschossen (
auf dieser Seite zu sehen). Aber abmontierte Straßenschilder (Prag) oder eine offene Brust nützen halt wenig gegen Panzer und so verlief die Geschichte wie sie eben verlief.
Leonid Breschnew war halt der Meinung, dass sowas wie der
Prager Frühling nicht normal sei und die Tschechoslowakei daher "
normalisiert" werden musste. Anna vergaß auch nicht, darauf hinzuweisen, dass
Alexander Dubček Slowake war ...
Hier auf diesem Platz endete die Tour und wir machten wieder auf eigene Faust weiter.
Viel blieb nicht mehr. Auf unserem Weg zurück zum Hotel besuchten wir noch die
Markthalle.
Nach einer kleinen Kaffeepause gingen wir dann wirklich zum Hotel und genossen dort ein paar Stunden den Spa-Bereich. Für das Abendessen gingen wir noch einmal außer Haus, nämlich ins "
Flagship" (gleich neben dem Partisanendenkmal). Das ist ein ehemaliges Theater, das zu einem großen Lokal umgebaut wurde - sehr originell!
Und die wirklich letzte Station dieses Tages war dann das Grand Cru, der Weinklub (s. oben).
Am Sonntag fuhren wir gleich nach dem Frühstück ab und waren zu Mittag schon wieder zu Hause. Geht echt schnell.
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Schön, dass wir es doch noch nach Bratislava geschafft haben! Es ist jedenfalls eine Reise wert, eine sehr schöne, gepflegte Altstadt lädt ein, wieder zu kommen!
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