Dienstag, 20. November 2018

Bettina Baláka: Unter Menschen ★★★★☆

Bettina Baláka: Unter Menschen 


Cover: HAYMON Verlag


Wenn man nur die Beschreibung zum Buch oder dessen Klappentext liest, könnte man meinen, hier erklärt uns ein Hund die Welt aus seiner Sicht, und die Menschen und Plätze rund um ihn sind bloß Staffage.

Aber genau das ist es nicht; die Hundepassagen sind sogar eher kurz. Statt dessen werden hier mehrere Kurzgeschichten erzählt, die zunächst ganz ohne Hund auskommen. Erst später kommt einer ins Spiel und leitet so zur nächsten Episode über. Die Geschichten sind also wie die Perlen auf einer Schnur aufgereiht, verbunden jeweils durch einen Hund, der die Szene betritt. Zum Schluss werden sogar noch die Enden dieser Perlenkette miteinander verbunden.

Was das Buch ausmacht, sind also diese Kurzgeschichten. Die zeugen davon, dass Bettina Baláka sehr genau beobachten und das Beobachtete sprachlich ebenso genau zu Papier bringen kann.




Die einfachste und konventionellste Geschichte ist gleich die erste, in der es um ungarische Welpenhändler geht. Hier hab ich gelernt, wie das Geschäft läuft und vor allem wieviel Geld da drinnen steckt. 8.000,-- EUR an einem Wochenende sind nicht ohne; nicht in Österreich und schon gar nicht in Ungarn, da ist das ein kleines Vermögen.

Die folgenden Geschichten sind inhaltlich schon sehr außergewöhnlich. Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Vater seinen Sohn nach Bali verschleppt. Da kommt es wahrscheinlich schon häufiger vor, dass einsame Herzen ihr ganzes Vermögen an Heiratsschwindler verlieren und daraufhin komplett die Lebenslust verlieren und aus dem Gleis geworfen werden. Auch Tiernarren gibt es genug, denen die vielen Tiere, die sie beherbergen, eines Tages über den Kopf wachsen und die dann die Notbremse ziehen müssen.

Gerade wegen solcher Geschichten und Ideen lese ich aber ein Buch und nicht wegen eines Gesprächs über das Wetter oder die richtige Temperatur des Nudelwassers beim Spaghettikochen. Außerdem sind die Charaktere wirklich ausführlich und plastisch beschrieben; streckenweise menschelt es ganz ordentlich auf wirklich sehr unterhaltsame Art, auch wenn die meisten Episoden dann doch kein Happy End haben.

Aber dann gibt es noch das zwölfjährige Mädchen, das ihren geliebten Hund abgeben musste, ihn aber unbedingt wieder haben möchte. Greta reißt deshalb extra von zu Hause aus und fährt nach Wien, nur um dort zu erfahren, dass sie um wenige Tage zu spät kommt. Für sie gibt es aber später doch noch ein Happy End, soviel darf ich hoffentlich schon verraten.

Das Buch liest sich sehr flott und unterhaltsam. Man merkt an vielen Stellen, dass die Autorin selbst Erfahrung mit Hunden haben muss; was die Geschichten für mich, der ich selbst jahrelang mit einem Hund in einem Haushalt lebte, noch einmal lesenswerter macht.

Insgesamt also eine recht vergnügliche Lektüre, die ich gerne weiter empfehle!

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