Freitag, 19. September 2014

Urlaub auf dem Peloponnes - Teil 1

Die ersten beiden Septemberwochen verbrachten Jutta und ich auf dem Peloponnes, dem südlichsten Teil des griechischen Festlandes. Der Aufenthalt war - wie schon in den letzten paar Jahren - angelegt als Mischung zwischen Besichtigung und Strandurlaub. Das sieht dann so aus, dass wir nach dem Frühstück mit dem Leihwagen losdüsen zu einem Ausflugsziel, dort einige Besichtigungen machen, und anschließend wieder zum Hotel zurück fahren. Den Rest des Tages verbringen wir dann am Strand. Auf diese Weise bringen wir die beiden Anforderungen "Besichtigung" und "Meer" unter einen Hut!

Wir laden also ein auf eine Reise zu antiken Stätten, Sand und Mee(h)r!






Die Reiseleitung in Olympia




Der "schlimmste" Teil der Reise war gleich zu Beginn der Flug; äh, nein, nicht der Flug selbst, der war völlig unspektakulär. Ich meine die Abfahrt von zu Hause am Sonntag 31. August um 03:00 Uhr Früh! Ziel war der kleine Flughafen Araxos, der in Wirklichkeit ein Militärflughafen ist mit ein paar zivilen Einrichtungen wie Check In und security checks. Der ist so klein, dass die Passagiere nicht per Bus zwischen Gate und Flieger pendeln, sondern zu Fuß gehen.

Immerhin gab es eine Gangway und keine Hühnerleiter


Das Hotel war eher einfach, aber es hatte gute Küche und auch sonst alles, was man so braucht: Pool, Strand. Liegen, Badetücher etc. Das Einzige, was uns wirklich abgegangen ist, war ein Hotelsafe im Zimmer. Es verursacht schon ein etwas mulmiges Gefühl, seine Wertsachen einfach in einer Lade im Zimmer liegen zu lassen, während man draußen am Strand ist, aber es ist alles gut gegangen.

Das Hotel liegt etwa zehn Minuten Autofahrt in östlicher Richtung vom Flughafen entfernt, nach Patras sind es weitere 45 Minuten Fahrt nach Osten.


Eingangsbereich des Hotels

Pool mit Liegewiese und Poolbar

zum Strand musste man dann einige Stufen runter gehen

Die "Klippe" besteht aus hart verfestigtem Sand, ohne weitere Stützmauern

Blick vom Strand Richtung Patras (rechter Bildrand). Links sieht man die Rio-Brücke (dazu später mehr)

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Am Montagvormittag bekamen wir unseren Leihwagen zum Hotel zugestellt, ab dann ging's sofort los mit unserem Ausflugsprogramm.

Apropos Auto: Die griechische Fahrweise war mir schon aus dem Vorjahr (Kreta) bekannt und finde ich sehr angenehm. Die meisten Straßen haben einen relativ breiten Rand auf der rechten Seite und die Autos fahren so halb und halb auf der ersten Spur und auf diesem rechten Randstreifen. Links davon entsteht dann soviel Platz, dass man langsamere Fahrer bequem überholen kann. Auf diese Art und Weise wird der Verkehr recht flüssig gehalten, und man muss nicht kilometerlang hinter einem LKW herfahren.

Während bei uns das Benzin in der Qualität Super 95 etwa EUR 1,40 pro Liter kostet, legt man in Griechenland so um die EUR 1,70 ab, also ca. 20% mehr als bei uns.

Sehr hilfreich war übrigens die Smartphone-Navigation "Navigator", die auch ohne Internet funktioniert, weil sie auf dem Gerät gespeicherte Karten aus dem OpenStreetMap-Projekt verwendet. Diese Karten sind frei verfügbar und sind auch für Griechenland sehr detailliert ausgearbeitet. Ich bin sicher, dass wir unsere Ziele nur mit einer herkömmlichen Straßenkarte nicht so leicht und schnell gefunden hätten. Voriges Jahr auf Kreta haben wir noch etliche Abzweigungen übersehen bzw. verpasst.

Unser erstes Ziel war die Festung Chlemoutsi. Aber kaum dort angekommen, mussten wir feststellen, dass die Burg am Montag geschlossen ist. Daher habe ich nur wenige Fotos der Festung von außen.

Festung Chlemoutsi

Die Festung vom darunter liegenden Ort Kastro aus gesehen

Kurz nach uns kam ein Grieche zur Festung, den natürlich das gleiche Schicksal ereilte. Der hat sich darüber so aufgeregt und sich bei uns entschuldigt, dass "sein Land" die Touristen derart anrennen lässt.

Da also der Besuch in Chlemoutsi eher kurz ausgefallen ist, haben wir noch zwei Geocaches angesteuert, die dann noch für einige Überraschung gesorgt haben.

Der erste führte uns zu einem entlegenen und verfallenen Amphitheater. Den Cache haben wir zwar nicht gefunden, aber dafür ein altes Römerbad, das auch heute noch für Schlammpackungen genutzt wird. Das Gelände ist frei zugänglich und der Schlamm steht jedermann zur Verfügung!

Reste des alten Römerbades

Die "Patienten" holen sich etwas Schlamm aus der arg nach Schwefel stinkenden Brühe und kleistern sich damit voll

Danach lässt man die Kruste eintrocknen und nach einiger Zeit wäscht man sich den Dreck mit Schwefelwasser wieder runter. Ich möchte jedenfalls nicht in einem Auto sitzen, in dem so ein "frisch" Geduschter gefahren ist!

Das Amphitheater liegt tief im Wald versteckt hinter dem Schlammbad

An einem Strand ganz in der Nähe entdeckten wir diese "Wüstenblumen". Ein ganzer Strandabschnitt war bedeckt davon.

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Der Dienstagvormittag war etwas verregnet, aber nicht so stark, als dass man nicht einen Ausflug nach Patras machen könnte. Wir suchten uns einen Parkplatz mitten im Zentrum und marschierten los.

Der Bummel durch die Straßen von Patras führte uns zur Kathedrale des Heiligen Andreas (Agios Andreas). Wie alle Griechisch Orthodoxen Kirchen ist auch diese reich mit Wandgemälden verziert, stellt zahlreiche Ikonen zur Verehrung aus und hat auch etliche Reliquien zu bieten.

Die Fußgängerzone in Patras führt zur Kathedrale

In Griechenland gibt es an sich Helmpflicht für Mopeds und Motorräder  (die Fahrer natürlich, nicht die Mopeds) - kümmert dort aber die Wenigsten. Motorradfahrer mit kurzen Hosen und Hemden, dafür aber ohne Helm sind durchaus üblich - auch auf Autobahnen!


Die Kathedrale wurde neben einer älteren Kirche erbaut und erst 1974 eingeweiht

Die Kirche hatte immer schon ein gehöriges Sendungsbewusstsein. Selbst die Griechische Kirche geht mit der neuen Technik!

Innen reich bemalt und in der Mitte hängt ein gigantischer Luster

Diese Reliquie enthält den Kopf des Hl. Andreas. Wer's glaubt...

Haben wir auch in St. Petersburg schon gesehen: In der Orthodoxie können Gläubige ihre Bitten an Heilige und verstorbene Verwandte auf Zettel schreiben; diese Bitten werden dann von der Kirche weiter vermittelt.

Man nehme zwei alte Zaunlatten, grabe sie seicht in die Erde ein und lasse sie ein paar Jahre dort liegen. Dann holt man die Reste wieder heraus, baut ein Gehäuse in Form eines Andreaskreuzes rundherum und voilà, fertig ist die Reliquie vom -ganz- originalen Andreaskreuz!
Tut mir leid, aber wenn ich sowas sehe, kann ich meinen Sarkasmus einfach nicht zügeln.

Der weitere Weg führte uns zum Odeon aus römischer Zeit, das auch heute noch bespielt wird. Jetzt allerdings nicht mehr überdacht so wie früher, sondern im Freien.

Odeon von außen

Das Dach fehlt, aber die Bühne und die Sitzplätze sind noch vorhanden

Now is the winter of our discontent made glorious summer by this sun of Greece (frei nach W. Shakespeare / Richard III.)

Schminkspiegel für Schauspieler...

... und Sitzpolster für das Publikum

Inzwischen war es richtig sonnig und heiß, wir mussten aber noch rauf zur Festung.

Fast geschafft, aber ein wenig bergauf ging es noch bis zur Festung. Blick nach unten zum Meer.

Schon auf dem Festungsgelände, aber wir wollten -ganz- rauf

Blick von oben auf das Festungsgelände

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Am Mittwoch stand dann das antike Olympia auf dem Programm. Die Anlage begann als Kultstätte für Zeus Mitte des 11. Jahrhunderts v.Chr., erst um 600 v.Chr. kamen die sportlichen Wettkämpfe dazu. 426 n.Chr. wurden diese heidnischen Veranstaltungen vom römischen Kaiser Theodosius II. abgestellt, denn das Christentum war inzwischen Staatsreligion geworden. Damit endete eine 1000-jährige Tradition - vorläufig.

Außer ein paar Mauern und Säulen ist nicht mehr allzuviel vorhanden, Erdbeben, Brände, Erosion und Steinraub haben an den Bauwerken ziemlich gezehrt.

Übersichtsplan und Modell der archäologischen Stätte

Bodenmosaik mit der Darstellung eines Wagenrennens

Das Philippäon wurde von Philipp II. gestiftet, sein Sohn Alexander der Große ließ es dann fertig stellen

Was vom Heratempel übrig blieb

Der Durchgang zum Stadion war einmal von einem Gewölbe überdacht

Im Stadion fanden die Wettläufe statt

steinerne Start- und Ziellinien sind noch vorhanden

Reste der Schiedrichter-Tribüne

An den Hängen links und rechts neben der Laufbahn waren Stehplätze für 42.000 Zuschauer vorhanden.
Dieses Bild wäre damals nicht möglich gewesen, denn diese eine Zuschauerin im Hintergrund ist weiblich, und als Zuschauer waren damals nur Männer zugelassen.
Hier sehen die Zuschauerränge eher wie bei einem hiesigen Bundesligaspiel aus, so dünn sind sie besetzt.

Überall liegen riesige steinerne Zahnräder herum

Hier sieht man sehr schön, wie ein Erdbeben die Säulen des zentralen Zeustempels umgelegt hat. Früher einmal war in diesem Tempel die kolossale Zeusstatue aufgestellt, eines der sieben antiken Weltwunder.

Reste des Zeustempels

Die Säulen der Palästra wurden nachträglich wieder aufgerichtet. In den Hallen der Palästra konnten die Athleten Ringen, Boxen und Springen trainieren.

Gleich neben der Ausgrabungsstätte befindet sich das Archäologische Museum mit zahlreichen, sehr gut ausgeschilderten (durchwegs griechisch und englisch) Objekten.

Diese kleinen Figürchen sind Votivgaben für die diversen Heiligtümer in der Anlage

Sortiment antiker Helme ...

... und Beinschienen

Diese Siegesgöttin Nike stammt vom Bildhauer Paionios aus dem Jahr 425 v.Chr. Die Sportartikelfirma Nike leitet ihren Namen von dieser Göttin ab.

Ich hab keine rechte Vorstellung, wie diese Schmuckstücke getragen wurden.

Der Ostgiebel des Zeustempels stellte die Wettfahrt zwischen Oinomaos und Pelops dar. Im Museum sind die Reste dieses Giebels ausgestellt.
Pelops ist der spätere Namensgeber für den Peloponnes.

antike Schlüssel (!)

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Am Donnerstag wollten wir mit der Zahnradbahn von Diakopto nach Kalavrita fahren. Da aber sämtliche Plätze für diesen Tag bereits ausverkauft waren, disponierten wir kurzfristig um. Wir kauften gleich einmal Tickets für den nächsten Tag, fuhren dann aber weiter zum Kloster Mega Spiläon.

Dieses Kloster ist in den Berg hinein- bzw. an den Berg drangebaut. Der Mythos sagt, dass in der dortigen Höhle (Mega Spiläon bedeutet "große Höhle") eine Ikone gefunden wurde; dieser Fund war Auslöser für den Bau dieses Klosters.

Am 8. Dezember 1943 hat hier die Deutsche Wehrmacht ein Massaker angerichtet. 22 zufällig anwesende Mönche und Besucher des Wallfahrtsortes wurden ermordet. Ein kleines Mahnmal erinnert an dieses Ereignis.

Eine alte Ansicht des Klosters

So sieht es heute nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und dem darauf folgenden Wiederaufbau aus

Wie ein Schwalbennest klebt das Kloster am Berg

Das Kloster ist auch heute wieder eine Wallfahrtsstätte

Auch hier wieder Reliquien: diesmal zwei Köpfe in Gold gefasst, mit geöffneten Sichtfensterchen

In dieser Höhle ...

... wurde die Ikone gefunden

Dieses kleine Mahnmal erinnert an das Massaker vom 8. Dezember 1943

Wir hielten uns dort nicht allzu lange auf, nach etwa einer Stunde fuhren wir einfach durch die Landschaft wieder zum Hotel zurück.


Hier geht's zu Teil 2 des Reiseberichts.

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