Donnerstag, 12. September 2013

"Lumpazivagabundus" im Burgtheater

Die Theatersaison hat wieder begonnen!
Vergangenen Sonntag sahen wir Johann Nestroys Komödie "Der böse Geist Lumpazivagabundus" oder einfach kurz "Lumpazivagabundus". Die Inszenierung wurde von den heurigen Salzburger Festspielen in das Burgtheater übernommen.

Die Aufführung war meiner Meinung nach zweigeteilt: der dritte Akt nach der Pause war um Längen besser als die ersten beiden Akte davor.

Die Inszenierung leidet unter einer Ideen-Bulimie, unter einem optischen Overkill, der den Text und den Inhalt zu sehr überdeckt: von Nestroy und seinem Wortwitz ist kaum was zu bemerken. Die Aufführung erinnert mehr an einen Revuefilm der 1930er-Jahre als an Sprechtheater. Außerdem gibt es einige Szenen, die einfach zu lange ausgewalzt werden, beispielsweise wenn Knieriem alle Anwesenden im Wirtshaus und im Theater (!) zum Mitsingen animiert; nette Idee, aber...

Der dritte Akt kommt dann Nestroy schon wesentlich näher. Auch jetzt gibt es neue Einfälle, die dem Stück aber sehr gut tun. Am besten in Erinnerung ist mir die Szene, als Leim versucht, Knieriem unbedingt zu bessern und ihn praktisch unter Hausarrest stellt. Knieriem bricht aus diesem Gefängnis aus, indem er mit einem Bilderrahmen die Rigipswand durchschlägt und dahinter sein geliebtes Wirtshaus zum Vorschein kommt.

Es gibt eine ganze Menge Figuren in diesem Stück. Zentral sind natürlich die vier Protagonisten Leim, Zwirn, Knieriem und Lumpazivagabundus. Bei Zwirn kommt in dieser Inszenierung sehr deutlich und sehr gut seine Hallodri- und Schürzenjägerseite zum Vorschein; Michael Maertens bringt das super über die Rampe. Am dankbarsten ist natürlich die Rolle des ewig besoffenen und vom kommenden Kometen besessenen Knieriem; großartig gespielt von Nicholas Ofczarek, der in der Burg offensichtlich auf alkoholhaltige Rollen festgelegt ist. Die undankbarste Rolle fällt dabei Leim zu, er muss den biederen braven Handwerker geben. Florian Teichmeister, der seine Sache gut macht, kann einem neben den beiden anderen direkt leid tun.
Einen Spezialfall der Inszenierung stellt der Lumpazivagabundus dar: er trägt auf einem Fuß einen Damenschuh, der ihn hinken lässt, was wiederum seine teuflische Note gut zum Vorschein bringt. Aber warum er Spastiker sein muss, erschließt sich mir nicht.

Maria Happel als Glücksfee hat ihren großen Auftritt als Angela Merkel-Imitation. Der Auftritt ist zwar nur kurz, wird aber beim Schlussapplaus besonders belohnt. Das Wiener Publikum hat sie einfach ins Herz geschlossen; sie dürfte inzwischen einen Status erreicht haben, bei dem sie einfach machen kann, was sie will, sie kommt immer gut weg.

Insgesamt war ich etwas enttäuscht von diesem Abend. Man kann sich diese Inszenierung ansehen, muss es aber nicht.

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