Sonntag, 17. März 2013

"Kinder der Sonne" im Burgtheater

Gestern gab es im Wiener Burgtheater das Stück "Kinder der Sonne" von Maxim Gorki. Die Aufführung fand im Rahmen eines Gastspiels des Deutschen Theaters Berlin statt. Vom Autor kannte ich gerade einmal den Namen, mehr aber schon nicht; somit auch nicht das Stück. Selbst in der deutschsprachigen Wikipedia gibt es keine Inhaltsangabe; ich schließe daraus, dass "Kinder der Sonne" eher selten gespielt wird...

Was ich so herausfinden konnte, spielt das Stück in der Zeit um die russische Revolution 1905. Maxim Gorki schrieb es, während er wegen kritischer Anmerkungen zum Petersburger Blutsonntag in in der Peter-und-Paul-Festung in Haft saß.

Während sich im Haus des Wissenschafters Pawel Protassow die Einwohner gegenseitig mit ihren Neurosen das Leben schwer machen und typische "first world problems" behandelt werden, macht draußen in der realen Welt eine Cholera-Epidemie den Menschen zu schaffen. Im Haus fürchtet man nichts mehr, als dass diese Epidemie auf ihr Haus übergreifen könnte. Die Cholera also als Metapher für die Revolution.

In der Inszenierung des Deutschen Theaters wird die Handlung in die Gegenwart verlegt, was ja an sich noch kein Fehler ist: aus dem Biochemiker wird ein Gentechniker, der ständig "Gene sequenzieren" muss, und aus der Cholera wird die Grippe (Schweinegrippe? SARS? Spanische Grippe 1918/19?). Dadurch gehen aber die schwermütige russische Seele und der Bezug zur Revolution 1905 völlig verloren und das Stück wird dadurch schwerer verständlich. Der Dramaturg macht aus dem Revolutionsstück noch dazu eine Komödie im Stile Woody Allens. Es war schon sehr seltsam, dass das Publikum gerade an den Stellen gelacht hat, bei denen es in Wirklichkeit bitter ernst zuging.

Am Schluss gab es braven Höflichkeits-Applaus, mehr nicht. Die Schauspieler kamen da meiner Meinung zu Unrecht zum Handkuss, an ihnen lag's nicht. Aber scheinbar hat das übrige Publikum die Inszenierung ähnlich eigenartig empfunden, wie ich - "Faust Theaterpreis" für beste Regie hin oder her.

2 Kommentare:

  1. Merkwürdige Kritik. Liest sich für mich so wie „Ich habe zwar keine Ahnung, aber das Bedürfnis, trotzdem etwas zu schreiben – nzw. ich muss jetzt etwas schreiben,w eil ich eine Karte geschnorrt habe.“ Infos zum Stück gibt es zum Beispiel auf der Seite des Deutschen Theaters, von unzähligen Kritiken zu den bisherigen Aufführungen im Internet mal abgesehen. Wozu also der Hinweis, dass man schlecht recherchiert hat und offensichtlich ebenso schlecht vorbereitet in eine solche Inszenierung gegangen ist?

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    1. Merkwürdiger Kommentar.
      Der Post enthält gleich zwei Links auf das Deutsche Theater (einmal auf die Homepage, einmal auf die Inhaltsangabe des Stückes); man müsste halt einmal lesen, bevor man kommentiert.
      Der Rest ("Karte geschnorrt" etc.) qualifiziert sich von selbst.

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