Montag, 29. Dezember 2014

Im Kampf gegen die Windmühlen der Datensammler

Facebook (FB) ändert am 1.1.2015 [1] wieder einmal seine Geschäftsbedingungen - etwas, was normalerweise einer Drohung gleichkommt. Insbesondere steht diesmal der Umgang mit personalisierter Werbung im Mittelpunkt.

Die deutsche Computerzeitschrift c't hat daher in der letzten Ausgabe Tipps zum Umgang mit den Einstellungen in FB im speziellen und den Kampf gegen viele andere Datensammler im allgemeinen zusammen getragen. Nach Überwindung einer kleinen Bezahlschranke ist der Artikel online zugänglich; ich würde ihn allen ans Herz legen, denen ihre Daten im Netz noch nicht ganz egal sind.

* * * * * * *

[1]: Update 2014-12-31: So schnell kann's gehen: kaum ist der Post veröffentlicht, ist er auch schon veraltet. FB hat beschlossen, die neue Datenschutzrichtlinie erst per Ende Jänner 2015 inkraft zu setzen. Eine schöne Zusammenfassung bietet die FAZ



Aber diesmal sind FB-Änderungen sogar vorher angekündigt, das war nicht immer so. FB ist bekannt dafür, sein Verhalten zunächst einmal überraschend zu ändern, dann ein/zwei Wochen einen Sturm der Entrüstung über sich ergehen zu lassen und sich dann für das ach so peinliche Hoppala vielmals zu entschuldigen und zu geloben, dass sowas nie nie nie wieder vorkommen wird - bis zum nächsten Mal. Das war bei der Filterung auf der Startseite so, aber ganz besonders fies war es bei der Gesichtserkennung: die wurde einfach eingeschaltet, ob man nun wollte oder nicht. Sobald ein Gesicht auf einem Foto einmal markiert und benannt wurde, war es auf allen Bildern erkannt.

Die Änderungen betreffen, wie gesagt, die personalisierten Werbungen innerhalb von FB. In Zukunft bekommt man bei der Werbung die Frage gestellt "Warum wird mir das angezeigt?" und kann diese Art der Werbung dann auch abstellen. FB erkennt daraus, dass der Anwender an diesem Thema kein Interesse hat; sehr wohl aber an den anderen, die er nicht beeinsprucht hat. So wird die Werbung durch den Anwender selbst personalisiert und treffsicherer, und die Anzeigen, die übrig bleiben, bekommen so eine größere Chance, tatsächlich angeklickt zu werden.

Gegen diese Änderung gibt es übrigens keine Widerspruchsmöglichkeit. Wem das nicht passt, der muss halt auf FB verzichten und aussteigen. Man muss ja nicht; ein Leben ohne FB ist durchaus vorstellbar, Jahrtausende davor ging es ja auch.

Der Artikel in der c't beschreibt dann noch weitere Einstellungen, die eigentlich allgemein bekannt sein sollten (Sichtbarkeit der Posts für mich, für Freunde, für Freunde von Freunden, für alle etc).

Er behandelt dann aber in weiterer Folge auch das Thema, dass FB auch außerhalb von FB Daten sammelt, etwa über das Surf-Verhalten. Das geht ganz einfach über den Like-Button, der auf vielen Seiten eingebettet ist, und den man als Anwender gar nicht anklicken muss, damit FB vom Besuch dieser Seite erfährt. Denn das rund um diesen Button eingebettete Script meldet bereits "IP-Adresse x.x.x.x hat diese Seite besucht" an FB zurück, sobald die Seite geladen ist. Allen Anwendern, die unter dieser IP-Adresse FB verwenden, wird damit bereits Interesse an dieser besuchten Seite angedichtet.

FB steht mit dieser Datensammelwut aber nicht allein da - ganz im Gegenteil. Wer noch aller Daten auf ähnliche Art und Weise einerseits sammelt und andererseits gezielte Werbung einstreut, zeigt sehr schön die Seite youronlinechoices.eu.
Über die Jahre haben sich nämlich jede Menge Cookies angesammelt, die an diverseste Sammelstellen ähnliche Daten liefern wie die FB-Like-Buttons - nämlich über das Surfverhalten. Die genannte Seite listet nun sämtliche derartige Cookies auf und lässt einen darauf hin die Einstellungen für diese Cookies verändern: darf weiterhin werben / darf nicht mehr werben. Vorausgesetzt, diese Unternehmen halten sich an die Einstellungen der Cookies, hat man hier als Anwender doch einige Möglichkeiten an der Hand.

Nach dem Klick auf "Präferenzmanagement" (links, gelb unterlegt) bekommt man eine Liste aller Cookies. Bei mir waren das über 90 (!)
Wichtiger Hinweis: falls vorhanden, Werbeblocker vorher ausschalten, sonst ist diese Liste unvollständig!

Ausschnitt aus der langen Liste. Hier ist die Werbung von FB bereits deaktiviert.

Noch ein wichtiger Hinweis: da Cookies je Browser und je Rechner gespeichert werden, müssen diese Einstellungen auf jedem Rechner und mit jedem Browser vorgenommen werden, mit denen bzw. auf denen man im Internet unterwegs ist! Ansonsten ist die Werbeverhinderung eben nur auf dem Rechner und mit jenem Browser wirksam, mit denen man diese Einstellungen vorgenommen hat.
Und wer beim Schließen des Browsers sämtliche Cookies automatisch löscht, muss diese Einstellungen natürlich jedesmal vornehmen.

Es wäre umgekehrt aber keine gute Idee, Cookies generell abzudrehen. Denn viele Seiten speichern darin durchaus sinnvolle Einstellungen (zuletzt besuchte Seite auf der betreffenden Site, Usernamen etc.); das würde durch das generelle Unterbinden von Cookies verloren gehen.

Wem solche Werbung gundsätzlich zuwider ist, kann sich ja einen oben bereits erwähnten Werbeblocker installieren. Der bekannteste davon ist sicherlich "Adblock Plus" (ABP), den es als Erweiterung für zahlreiche Browser gibt. Ich selbst hab ihn im Einsatz; er funktioniert im Hintergrund zuverlässig und völlig geräuschlos. Apropos geräuschlos: ABP verhindert auch das Abspielen dieser nervigen Videoschnippsel, durch deren Flimmern man vom eigentlichen Inhalt der Seite sehr stark abgelenkt wird. Seit dem Einsatz von ABP ist wortwörtlich Ruhe im Browser eingekehrt.

ABP ist in letzter Zeit zwar etwas ins Gerede gekommen, weil sie angeblich gegen Bezahlung gewisse Werbungen doch durchlassen, aber damit kann ich leben - das Service ist ansonsten gratis, die Vorteile überwiegen bei Weitem!

Aber eines muss einem bewusst sein: ganz wird man die Werbung nicht weg bekommen. Es wird immer wieder findige Köpfe geben, die einen Werbeweg zu uns finden werden. Im Zusammenhang mit Drogenfahndung hat ein Beamter seine Situation einmal so beschrieben: "we are pissing against the tide". So in etwa würde ich unsere Lage gegenüber der Online-Werbung auch einschätzen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen