Freitag, 9. August 2013

Ein Wochenende in Budapest

Kathi wohnt ja schon fast ein Jahr lang in Budapest, da war es höchste Zeit für uns, sie endlich wieder einmal zu besuchen und die Stadt näher kennen zu lernen. Das letzte Mal waren wir Anfang Oktober 2012 bei ihr, aber durch die damalige Übersiedlung war das mehr ein Arbeitsbesuch, die Stadtbesichtigung beschränkte sich damals auf einen Spaziergang durch das Burgviertel.

Aber der Besuch diesmal war ausdrücklich für Besichtigungen vorgesehen.

Kathi, top vorbereitet und vollgepumpt mit Wissen über die Stadt, das sie aus Stadtführern, Internet, von ungarischen Freunden und einer Tour durch die Stadt (begleitet von einem audio guide auf dem smartphone) zusammen getragen hatte, leitete uns wie eine professionelle Stadtführerin von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit.

Und das alles bei einer unbeschreiblichen Gluthitze. Die Hitze gab's zwar auch in Wien und Umgebung (knapp 40 Grad Celsius); es macht aber einen Unterschied, ob man sich im kühlen Haus oder unter einem schattenspendenden Baum aufhält und sich möglichst wenig bewegt, oder ob man in den aufgeheizten Stadtschluchten von Budapest von Ort zu Ort marschiert und versucht, Kathis Wissensschwall einigermaßen zu folgen und in sich aufzunehmen.

Budapest ist recht groß und die Sehenswürdigkeiten sind relativ weit voneinander entfernt, sodass man sie nicht alle zu Fuß erwandern kann. Man muss also sowieso von Zeit zu Zeit in eine klimatisierte Straßenbahn steigen und kann sich dort ein wenig erholen! Auch die vielen Kaffeehäuser und sonstigen Lokale in der Stadt sind bei so einer Hitze sehr wertvoll; und wir haben ihre Hilfe dankend angenommen  ;-)


Das mit dem Folgen und Aufnehmen ist uns, glaube ich, ganz gut gelungen, auch dank der Fotos, die beim Erinnern natürlich sehr hilfreich sind.

Apropos Fotos: hier sind sie! Ich werde übrigens immer die deutschen Begriffe verwenden, auch wenn das vielleicht nicht hundertprozentig authentisch ist.

Wir kamen Freitag, den 2.8. am Abend in Budapest mit dem Auto an. Nach einem Abendessen fuhren wir noch zum Gellertberg und marschierten zu Fuß hinauf. Inzwischen war die Sonne bereits untergegangen, aber es war immer noch sehr warm; ein kleiner Vorgeschmack auf die kommenden Tage.

Blick vom Gellertberg nach Norden. Die Kettenbrücke, dahinter die Margaretenbrücke, dazwischen auf der rechten Seite das Parlament



Die Freiheitsstatue

Die Elisabethbrücke
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Der Samstag begann mit einem Frühstück in der großen Markthalle.

An diesem Stand hatten wir unser Frühstück

Markthalle

Gemüsestand

eingelegtes Gemüse

Nächste Stationen waren Parlament und Freiheitsplatz. Zwischen den einzelnen Stationen können immer wieder Fahrten mit den Öffis vorkommen, weil wie gesagt die Entfernungen relativ groß sind.

Das ungarische Parlament - eine Baustelle

Jetzt kann man zu Ronald Reagan durchaus unterschiedliche Meinungen haben. Er wird in den ehemaligen Ostblockstaaten immer noch als Befreier gesehen. Seine Ansprachen, die per Radio übertragen wurden, gaben vielen Menschen Hoffnung. Sein Wettrüsten wird zwar im Westen kritisch gesehen, es hat aber die Sowjets zu großen Rüstungsausgaben gezwungen, teuer bezahlt mit Geld, das anderswo dann fehlte. Gleichzeitig haben seine Absprachen mit den Saudis für einen extrem niedrigen Ölpreis gesorgt, sodass die UdSSR auch um wesentliche Einnahmen umfiel. All das hat einen wirtschaftlichen Niedergang zumindest beschleunigt.

Ronald Reagan auf dem Freiheitsplatz

Nach all den "Bereinigungen" blieb ein einziges Sowjet-Denkmal übrig.

Die amerikanische Botschaft - befestigt wie eine Ritterburg

Bei 38 Grad Celsius tut so ein Brunnen richtig gut.

Jetzt ist das wirklich ein Lichtschacht, der den Namen auch verdient.

Basilika St. Stephan von außen...

... und von innen

Die Kettenbrücke heißt so, weil der Fahrweg nicht auf einem Seil (Kabel), ...

... sondern auf einer Kette abgehängt ist. Im Bild zu sehen ist ein einziges Kettenglied - halt etwas größer als bei einem Fahrrad.

Ganz in der Nähe der Kettenbrücke liegt das Gebäude der Akademie der Wissenschaften.

Vor der Oper. Am Nachmittag zeigen sich erste Ermüdungserscheinungen

Blick offensichtlich in das Notenlager der Oper

Im Inneren der Oper

Der Heldenplatz. Hier hatte es am Nachmittag gefühlte 50 Grad. Wir ließen die Helden Helden sein und verdrückten uns ins schattige Stadtwäldchen gleich nebenan

Die Burg Vajdahunyad hat mehrere reale Burgen als Vorbilder

Nach dem Heldenplatz und dem Stadtwäldchen konnten wir einfach nicht mehr - die Hitze hat uns einfach fertig gemacht. Wir beschlossen daher, den Rest des Nachmittags auf der Margareteninsel zu verbringen. Wir machten noch einen Zwischenstopp in Kathis Wohnung, um Liegedecken zu holen, und dann fuhren wir Richtung Schatten.

Dieser Steg führt von der Margaretenbrücke direkt zur Margareteninsel

Großer Springbrunnen mit einzeln steuerbaren Düsen. Als wir dorthin kamen, lief gerade Musik und dazu passende Wasser-Choreografie

Springbrunnen

Jeder Platz besetzt! Etwas später waren wir dann auch dabei.


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Ziel für Sonntag war das jüdische Viertel und die große Budapester Synagoge.

Ganz moderne und klimatisierte (!) Straßenbahn!

In der Theresienkirche war gerade eine Messe zu Ende. Der Grauschleier ist keine Sinnestäuschung, sondern Weihrauch!

Schon verlockend, so ein Kinderspielplatz...

Bitte beim Baum genau hinsehen! Teils echt, teils Wandmalerei!

Kaffeehaus und Theater, nach dem holländischen Philosophen Baruch Spinoza benannt.

Baruch Spinoza: "Die Herzen werden nicht durch Waffen, sondern durch Liebe und Großzügigkeit erobert."

Gleich gegenüber dem Spinoza-Haus gibt es einen Eingang zu etlichen Innenhöfen, die heute diverse Lokale beherbergen.

einer der Innenhöfe

Hier wachsen sogar goldene Äpfel für die ewige Jugend.


In Budapest gibt es mehrere Abbruchhäuser, die kurz vor dem Abriss noch als Disko oder Lokal verwendet werden. Ein solches Gebäude ist das "Szimpla", in dem es an jedem Sonntag auch noch einen Bauernmarkt gibt.

Das Szimpla von außen - nicht gerade einladend.

Aber innen voller Leben!

Bauernmarkt


Am Theodor Herzl-Platz steht die Budapester Synagoge. In Pest geboren, besuchte er selbst diese Synagoge, er hatte hier sogar seine Bar Mitzwa. Die Synagoge ist zum einen ein Gotteshaus mit riesigem Innenraum, daneben gibt es noch einen Friedhof und noch weiter hinten das Shoa-Denkmal und das Raoul Wallenberg-Denkmal.

Der Theodor Herzl-Platz im 7. Bezirk (Elisabethstadt)

Der Eingang zur Synagoge

Riesiger Innenraum mit zweistöckiger Galerie...

... und sehr hohen Kirchenbänken (ohne Blitz aufgenommen, daher leider etwas verwackelt)

Die Kippa ist natürlich ein Muss

1945 wurde Budapest befreit, im Ghetto gab es zahlreiche Opfer. Das Foto zeigt den heutigen Friedhof zum Zeitpunkt der Befreiung.

Die Leichenberge wurden in Massengräbern bestattet. Erst später stellten Angehörige Namensplatten zur Erinnerung auf.

Shoa-Denkmal

In den Blätten dieser metallenen Trauerweide sind Namen der jüdischen Opfer eingraviert.

Blätter der Trauerweide


Neben der Trauerweide sind einige Gedenktafeln Raoul Wallenberg gewidmet. Er war als schwedischer Diplomat in Budapest tätig und hat hunderte Juden mit schwedischen Papieren versorgt und sie so sicher ins Exil gebracht. Zuletzt haben er und seine Leute noch den Plan verhindert, das Ghetto samt Bewohnern in die Luft zu sprengen (weitere Details bitte im oben verlinkten Wikipedia-Artikel nachlesen).
Besondere und bittere Ironie der Geschichte: nicht die deutschen oder ungarischen Nazis haben ihn aus dem Weg geräumt, sondern die Rote Armee - warum, ist bis heute nicht geklärt. Ebenso wenig geklärt wie sein Ende, denn 1947 verliert sich seine Spur in den sowjetischen Gulags. Jedenfalls eine tief beeindruckende Persönlichkeit und nicht umsonst ein "Gerechter unter den Völkern"!





Die Zeit vergeht wie im Flug. Inzwischen war es schon wieder Nachmittag und für uns wurde es Zeit, nach Hause zu fahren. Wir haben eine Fülle von Eindrücken mitgenommen und Kathi ist es gelungen, Budapest in einem schönen Licht erstrahlen zu lassen (das war nicht immer so, aber das ist eine andere Geschichte, die hier den Rahmen sprengen würde).

Vielen Dank!

2 Kommentare:

  1. Freut mich, dass' euch gfalln hat!
    Und dass ich so kompetent rüberkommen bin. Verglichen zu ungarischen Freunden hab ich ja nur die Kapitelüberschriften nennen können.
    Lg

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  2. Friedrich Wernitznig11. August 2013 um 21:50

    Danke für den kurzen aber recht eindrucksvollen Bericht aus Budapest!

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