Samstag, 31. Januar 2015

"Das Käthchen von Heilbronn" im Burgtheater

Als erste Vorstellung in diesem Jahr gab es heute für uns Heinrich von Kleists "Käthchen von Heilbronn".
Kleist selbst bezeichnet dieses Werk als frei erfundenes Märchen- und Ritterstück ohne historischen Hintergrund. Was aber die Heilbronner nicht davon abhält, den Touristen das "Käthchenhaus" zu zeigen; ähnlich wie die Veroneser den Balkon von Julias Haus (Romeo und Julia) vermarkten.

Die Vorstellung hinterließ bei Jutta und bei mir durchaus unterschiedliche Eindrücke. Während Jutta das Stück und die Inszenierung ganz gut gefielen, schaute ich nach etwa einer Stunde beständig alle fünf Minuten auf die Uhr - kein gutes Zeichen...



Ich halte das Stück für derart schwach, dass mir beinahe die Worte dafür fehlen. Nach der bereits erwähnten Stunde fragte ich mich, was ich hier machte und warum.

Ein Beispiel. Eine der wichtigsten Szenen ist die, in der Kunigunde das arme Käthchen wortwörtlich ins Feuer schickt, um für sie die so wichtige Besitzurkunde zu einer Burg herauszuholen. Das gelingt ihr grade noch, bevor die Burg Thurneck in Schutt und Asche liegt. Aber das war's dann schon. Das Dokument liegt den ganzen restlichen Abend sinnlos auf der Bühne herum, kein Schwein interessiert sich dafür - aber grade eben war es noch super wichtig.

Genug vom Stück. Die armen Schauspieler können einem da so richtig Leid tun - sie machen das Beste daraus. Geholfen wird ihnen dabei vom wirklich guten Bühnenbild; meist sehr dunkel, aber an den entscheidenden Stellen wird die Handlung gut unterstützt: einmal regnen Polster und Bettdecken von oben herab und verdeutlichen so das Schlafgemach. Und nach dem Brand fallen so richtig Asche und verkohlte Brocken von oben runter, sodass allen klar ist, dass die Burg nur noch eine Ruine ist. Dabei bekommen die ersten beiden Reihen der Zuschauer auch noch was ab.

Die Inszenierung versucht, aus dem Stück herauszuholen, was herauszuholen ist; manchmal wird auch vor dem einen oder anderen Kalauer nicht zurück geschreckt.

Nach der Vorstellung trafen wir noch zufällig Gundis Bruder und Schwägerin; ihnen beiden hat das Ganze recht gut gefallen. Da sieht man wieder einmal, wie subjektiv ein und derselbe Theaterabend auf unterschiedliche Personen wirken kann!

An meiner Meinung hab ich, glaube ich, keinen Zweifel gelassen. Schade um die Zeit.

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