Freitag, 22. November 2013

Blue Jasmine

Gestern sahen wir im Kino den neuen Film von Woody Allen "Blue Jasmine". Nach einigen Filmen, die zwar einigermaßen witzig, ansonsten aber eher belanglos waren (zB: "Vicky Cristina Barcelona" oder "To Rome With Love"), wieder einmal ein richtig guter von Woody Allen!

Der Artikel in der deutschen Wikipedia ist noch etwas dürftig, besser ist der in der englischen.

Erzählt wird jedenfalls die Geschichte von Jasmine, die Reichtum bis vor kurzem gewohnt war. Reichtum, den vor allem ihr Mann zusammen gerafft hat, allerdings mit ziemlich zweifelhaften Methoden. Es kommt, wie es kommen muss: das Kartenhaus der Firmen ihres Mannes bricht zusammen, sie und ihr Mann stürzen ins Bodenlose. Er wird verhaftet, erhängt sich später in seiner Zelle, sämtliche Häuser sowie persönliche Wertgegenstände werden konfisziert und zu Geld gemacht, denn der Schaden ist immens. Jasmine flüchtet aus New York nach San Francisco zu ihrer Schwester, die dort in einfachen Verhältnissen lebt.

Hier setzt die Handlung des Films ein. Der weitere Verlauf in San Francisco wird linear erzählt, unterbrochen manchmal von Rückblenden, die die Situation näher erklären.

Sie versucht, ein neues Leben zu beginnen. Da sie ein gewisses Gespür für Farben und Einrichtung hat, beschließt sie, Innenarchitektin zu werden. Ein Studium an einer Uni ist zu teuer, billiger sind da die modernen Online-Kurse; allerdings hat sie keine Ahnung von Computern, und so muss sich dieses know how ebenfalls erst erarbeiten. Aber selbst dieser Kurs ist nicht gratis, also nimmt sie eine Stelle als Zahnarzt-Assistentin an. Dort hält sie den Stress mit den Kunden und mit ihrem Chef, der ihr hauptsächlich an die Wäsche will, nicht lange aus.

Doch da kommt plötzlich die Rettung auf einer Party in Person von Dwight, einem jungen Witwer, beschäftigt im Außenministerium, zukünftiger Botschafter in Wien, und mit politischen Ambitionen in Kalifornien. Auch für Dwight kommt Jasmine wie gerufen, denn durch ihr gepflegtes Äußeres und ebensolchen Umgangsformen ist sie super geeignet als zukünftige Politikergattin. Allerdings spürt Jasmine, dass ihre Vergangenheit dafür nicht gerade herzeigbar ist, und so tischt sie ihm Lügen darüber auf: ihr Mann, der erfolgreiche Chirurg, starb plötzlich an einem Herzinfarkt und so weiter.

Eine halbe Stunde lang wird im Film ein happy end aufgebaut, bis hin zum Kauf eines angemessenen Verlobungsringes. Als Zuschauer wartet man geradezu darauf, dass das ganze Lügengebäude zusammenbricht, man fragt sich nur noch, wie oder durch wen das geschehen wird. Und da ist er auch schon, Augie, der Ex ihrer Schwester.

In manchen Rezensionen werden Vergleiche zu "Endstation Sehnsucht" gezogen. Auf diese Idee bin ich gar nicht gekommen, aber die Parallelen sind zum Teil sicherlich vorhanden (ehemals reiche Plantagen-Südstaatlerin am Boden kommt zu ihrer Schwester, die in einfachen Verhältnissen im industialisierten Norden lebt).

Ich hab in dem Film aber die Geschichte von Bernard Madoff gesehen, der bis zur großen Finanzkrise 2008/09 ein gigantisches Finanzkarussell betrieben hatte. Auch im Film wird berichtet, dass eben ihr Mann auf offener Straße verhaftet wird und sämtliches noch vorhandenes Vermögen eingezogen wird; Schaden etwa 50 Milliarden (!) Dollar.

Mir ist auch eine Parallele zur "Götterdämmerung" aufgefallen, vor allem weil Jasmine es selbst ist, die den Untergang durch einen Anruf beim FBI auslöst, und weil es die Seitensprünge ihres Mannes sind, die diesen "Verrat" letztlich auslösen. In der Götterdämmerung ist es Brünhilde, die den Untergang will, auch wenn sie selbst dabei mit unter geht; auch hier ist der Auslöser ein Seitensprung Siegfrieds mit Gutrune (Seitensprung ist leicht untertrieben: die beiden haben geheiratet)!


Der Film wird ganz wesentlich getragen und geprägt von den tollen darstellerischen Leistungen von Jasmine (Cate Blanchett) und ihrer Schwester Ginger (Sally Hawkins) - beide oscar-reif!

Absolute Weiterempfehlung an alle Filmfreunde, die bei einem Film keine Stunts oder Explosionen brauchen!

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