Donnerstag, 17. September 2015

Simon Urban: Plan D ★★★★☆

Simon Urban: Plan D 


Cover: Random House / btb


Wir schreiben das Jahr 2011 - und die DDR gibt es noch! Sie steht allerdings kurz vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch. Sollten die Konsultationen mit dem Westen über weitere russische Gaslieferungen, die über DDR-Gebiet führen, scheitern, dann ist endgültig Schluss. Was die DDR daher am allerwenigsten brauchen kann, ist ein Mord an einem DDR-Berater, bei dem alle Anzeichen für die Stasi als Täter sprechen. Sollte das im Westen bekannt werden, dann lässt dieser die Gespräche sofort platzen und das war's dann wirklich mit der DDR...

Die Berliner Mauer war nur kurz weg; nachdem zu viele in den Westen ausreisen wollten, wurde sie wieder hochgezogen und die DDR erlebte die "Phase der Wiederbelebung". Egon Krenz ist DDR-Staatsratsvorsitzender wie eh und je, Gregor Gysi ist Vorsitzender des Ministerrates, Otto Schily als Nachfolger von Erich Mielke hat die Stasi gesäubert, Sarah Wagenknecht ist die gefeierte Hauptdarstellerin im Film "Laura Kraft", Angela Kasner hat inzwischen den Nobelpreis in Physik und Oskar Lafontaine ist Bundeskanzler von Westdeutschland.

In dieses Setting platzt also der Mord in alter Stasi-Manier, den der arme kleine Volkspolizist Martin Wegener aufklären soll. Oder darf. Oder eben nicht darf, so genau weiß das keiner. Denn es sind die obersten Kreise der DDR-Führung involviert und vor allem eben die Stasi, die es in offizieller Diktion gar nicht mehr gibt, sondern die in einen ganz normalen sauberen Inlandsgeheimdienst umgewandelt wurde. Sie ist allerdings allgegenwärtig - und wie! Jeder belauert jeden, man muss jederzeit damit rechnen, dass sich sein Gegenüber als Stasi-Spitzel entpuppt, denn der alte Geist ist nach wie vor vorhanden.

Weil sowohl Ost als auch West Interesse daran haben, die Gasgespräche weiterzuführen und der Westen sicher gehen möchte, dass die Stasi in diesen Mord nicht involviert ist, werden zwei Spezialagenten aus dem Westen bei der Aufklärung mithelfen.

Dem Autor ist hier ein sehr stimmiges Werk mit einer noch dazu ziemlich spannenden Handlung gelungen! Ich finde, er hat die Stimmung und die Verhältnisse in der DDR recht gut eingefangen und beschrieben. Es gibt auch jede Menge deutsche oder russisch klingende Ausdrücke für Dinge, die bei uns englisch bezeichnet werden, Simon Urban war hier sehr kreativ (zB TNT für SMS). Es gibt nur manchmal etwas längere Strecken mit etwas philosophischen Anklängen, durch die man halt durch muss. Aber insgesamt hat man hier eindeutig mehr als nur einen einfachen Krimi in der Hand!

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