Montag, 12. Januar 2015

Siegfried Lenz: Deutschstunde ★★★★☆

Siegfried Lenz: Deutschstunde 


Cover: dtv

Der 21jährige Siggi Jepsen - Insasse einer Jugendbesserungsanstalt in Hamburg - schreibt eine Strafarbeit zum Thema "Die Freuden der Pflicht". Aus seinen Jugenderinnerungen fällt ihm soviel ein dazu, dass er Heft um Heft vollschreibt, mehrere Monate lang.

1944/45 bekommt der Maler Max Ludwig Nansen (stark angelehnt an Emil Nolde) wegen seiner "entarteten Kunst" ein Malverbot auferlegt, das Siggis Vater - der "Polizeiposten Rugbüll" - beinhart beaufsichtigt und durchsetzt; obwohl er mit dem Maler gemeinsam aufgewachsen ist. Die Pflicht wird nicht hinterfragt, sie macht ihm sichtlich Spaß, selbst nach dem Krieg noch.

Der 10jährige Siggi versucht, einige Bilder des Malers vor seinem Vater in Sicherheit zu bringen, letztlich aber erfolglos: die alte Mühle, die als Versteck diente, brennt ab. Siggi verdächtigt seinen Vater als Brandstifter; er sucht daher ein neues Versteck, weil dieser die Verfolgung des Malers nicht aufgibt. Die Zeiten haben sich allerdings verändert: jetzt nach dem Krieg wird das "in Sicherheit bringen" als Diebstahl gesehen, und so kommt es zur Verurteilung und zum Aufenthalt in Hamburg.

Diese ganze Geschichte schreibt sich Siggi von der Seele. Zum Schluss wird er aus der Anstalt entlassen, seine weitere Zukunft bleibt aber offen.

Zwar manchmal etwas weitläufig, aber trotz allem: ein großes und großartiges Stück deutscher Nachkriegsliteratur! Zeitweise witzig, fängt die Stimmung gut ein, macht Lust, den äußersten Zipfel Norddeutschlands mit seinen endlosen Horizonten zu besuchen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen