Freitag, 24. Juni 2016

Christian von Ditfurth: Der 21. Juli ★★★★☆

Christian von Ditfurth: Der 21. Juli 


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Die Frage "Was wäre, wenn...?" ist unter Historikern natürlich absolut tabu. Aber als Schriftsteller darf man sie natürlich sehr wohl stellen, da sind alle Freiheiten erlaubt.
Was macht man also, wenn man als Autor Historiker ist und diese Frage aber trotzdem stellen möchte? Man schreibt einen Alternativwelt-Roman (Achtung: der vorige Link enthält massenhaft Spoiler).

Christian von Ditfurth lässt also Hitler beim Attentat vom 20. Juli 1944 tatsächlich umkommen und entwickelt in Folge ein Szenario, in dem Himmler in Deutschland Reichsführer wird und Berija in der Sowjetunion das Sagen hat. Kombiniert mit einer spannenden Spionageschichte entsteht so ein recht gelungenes und fesselndes Buch!

Das Setting ist durchaus realistisch und stimmig: Die Wehrmacht führt zwar das Attentat und den Putsch durch, hätte aber in der Bevölkerung kein Verständnis für den Führermord zu erwarten. Da springt die SS helfend ein und übernimmt die Macht im Hintergrund. Im Vordergrund dürfen Göring und Goerdeler den Staat repräsentieren. Während die Rote Armee von Osten her immer näher an Berlin heranrückt, versuchen die deutschen Atomforscher, die bereits begonnene Atombombe fertigzubauen. Was ihnen auch gelingt - soviel kann ich schon verraten. Die Bombe schafft es, den russischen Vorstoß zu stoppen, die Drohung mit der Bombe beeindruckt sogar die West-Aliierten, sodass der Krieg ohne deutsche Kapitulation zu Ende geht. Deutschland wird in den Grenzen von 1940 wiederhergestellt, Polen, Tschechien und Österreich sind also Teil des Deutschen Reiches, das die zentrale Macht in Westeuropa darstellt.

1953: Stalin ist tot, die Sowjetunion wird von einem kommunistischen Kollektiv regiert, in dem Berija die zentrale Rolle spielt. Russland und Deutschland versuchen eine Annäherung, was den USA nicht entgangen ist. Wenn sich die beiden Erzfeinde tatsächlich näher kommen sollten, wären die USA plötzlich isoliert. Sie schicken daher einen deutschen Spion, der 1945 zu ihnen übergelaufen ist, mit einem Spezialauftrag nach Deutschland...

Die Kulisse ist wie gesagt äußerst geschickt und realistisch aufgebaut. Die handelnden Personen gab es zu größten Teil wirklich. Viele davon - speziell die aus der zweiten und dritten Reihe - waren mir kaum oder gar nicht geläufig, und so verbrachte ich erst einmal ein halbes Wochenende damit, deren Biografien nachzulesen. Das wäre zwar für das Verständnis des Buches nicht notwendig gewesen, aber es hat mich halt interessiert.

Fazit: Wieder einmal ein gelungenes Buch von Christian von Ditfurth. Leseempfehlung!

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