Donnerstag, 14. Juli 2016

Sebastian Scholz: Die Merowinger ★★★★☆

Sebastian Scholz: Die Merowinger 



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Sebastian Scholz fasst mit diesem Buch den aktuellen Stand der Forschung zu den Merowingern zusammen. Der Name dieses Herrschergeschlechts bleibt zwar im Dunkeln, aber dem Autor gelingt es immerhin, mir etwas Licht in die finstere und quellenarme Zeit des Frühmittelalters zu bringen.



Den Franken gelang es, das Machtvakuum in der alten römischen Provinz Gallien und dem angrenzenden Osten zu nutzen, das sich nach dem Rückzug des Römischen Reiches nach Konstaninopel aufgetan hatte. Und plötzlich waren so etwa im 4. Jahrhundert eben die Merowinger als fränkische Könige da.

Das Buch handelt von der wechselvollen Geschichte dieses Landes und der handelnden Personen. Über die Generationen und Jahrhunderte haben sich unzählige Reichsteilungen, Fehden und Machtkämpfe ereignet, bis sich endlich alle gegenseitig aufgerieben hatten. Zuletzt wurden sie als Könige nicht mehr wahr- und ernstgenommen und so wurden sie 751 von ihren eigenen Hausmeiern vom Königsstuhl verdrängt - der Aufstieg der Karolinger begann.

Diese Ränkespiele waren auf Dauer für mich als Nichthistoriker schon einigermaßen mühsam zu lesen und nachzuverfolgen. Noch dazu gibt es im ganzen Buch keine einzige Karte oder einen Stammbaum der Merowinger. Spätestens nach dem x-ten Childerich, Chlodwig, Chilperich, Theudebald und Theuderich verlor ich die Übersicht. Auch die zeitlichen Sprünge von Kapitel zu Kapitel machten das Lesen und Verständnis nicht gerade einfacher; ein chronologischer roter Faden wäre mir da eindeutig lieber gewesen.

Sehr gut gelungen ist aber die Darstellung des Aufstiegs der Kirche - der Katholischen, wohl gemerkt. Denn die musste sich selbst erst einmal durchsetzen; viele Germanen waren zwar schon getauft, aber sie waren Arianer - und das ging gar nicht! Selbst Chlodwig I. wurde erst um das Jahr 500 katholisch getauft!
Waren die Bischöfe zu Beginn noch eindeutig Werkzeug der Könige, gelang es ihnen aber mit der Zeit, sich immer mehr zu etablieren und wichtig zu machen. Interessant waren auch die Themen, die auf den Synoden so behandelt wurden: Verpflichtung der Kirche für die Armen zu sorgen; Verbot des Adels, sich am Kirchengut zu vergreifen; Bischofsbestellungen und Verbot, Bischofsämter zu kaufen; Priester müssen lesen und schreiben können; Einhaltung der Sonntagsruhe usw.

Das Buch fasst, wie schon erwähnt, alles zusammen, was derzeit über die Merowinger bekannt ist. Sehr detailliert, sehr anstrengend. Insgesamt also nur für hartgesottene Freunde der Merowinger wirklich empfehlenswert.

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PS: Ein paar hab ich ja schon aufgezählt, aber es gibt noch viel mehr tolle Namen aus dieser Zeit, zum Beispiel:
Sigibert, Brunichild, Fredegunde, Audofleda, Bilichild, Dagobert, Childebert, Chlotar, Theudebald, Chlodomer, Chlodosinda, Gundowald, Charibert, Flachoald, Nanthild, Ragnetrud, Warnachar - und so weiter. Keiner dieser Namen ist von mir erfunden, sie sind alle im Namensregister enthalten!

Eine wahre Fundgrube also für werdende Eltern, die auf der Suche nach einem geeigneten Vornamen für ihren Sprössling sind!

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